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    Caspian
    Dust & Disquiet

    VÖ: 25.09.2015 | Label: Big Scary Monsters/Alive
    Text:
    Caspian - Dust & Disquiet

    Im oft ermüdend gleichförmigen Postrock-Genre aus der Masse herauszustechen, ist heutzutage ein kleines Meisterstück. Eine persönliche Tragödie so durchdringend emotional zu verarbeiten, ohne in Kitsch abzudriften, schafft zumindest 2015 niemand besser als Caspian.

    Eigentlich sah nach der Veröffentlichung ihrer Platte „Waking Season“ (2012) alles rosig aus für das Sextett – bis sie der plötzliche Tod ihres Bassisten Chris Friedrich 2013 zurück in die Realität holte. Wie weitermachen, wenn eine tragende Säule des Bandkonstrukts plötzlich fehlt? Caspian entscheiden sich für den Blick nach vorn und die musikalische Bewältigung ihres Traumas. Am deutlichsten wird die Lücke, die Friedrich hinterlassen hat, im extrem untypischen „Run Dry“. Statt Gitarren-Crescendi, elektronischen Einsprengseln und Klavierfiguren dominieren den Track zwei ungewöhnliche Puzzleteile: eine zurückgenommene Akustikgitarre und eine Gesangsspur, die in ihrer verhallten Melancholie den Wendepunkt im Bandgefüge illustriert: „We were wild eyed dreamers/ Now we’re cautiously resolved/ The season has turned/ From one to the next“. Auch in Songtiteln wie dem akustischen Interlude „Aeternum Val“e oder „Sad Heart Of Mine“ scheint die Trauer durch, die sich Caspian auf „Dust & Disquiet“ von der Seele schreiben. Trotz allem findet auch der Wille, weiter zu machen, seinen Platz auf dem wandelbaren Album: „Arcs Of Command“ verbeißt sich trotzig in einen pumpenden Beat, bevor sich die Spannung in muskulöses, an Post Metal grenzendes Riffing auflöst, und Caspian von ihrer brachialsten Seite zeigt. „Ríoseco“ spannt mit seinen Cello-Melodien und den von kaputtem Tremolo-Twang bestimmten Gitarrenfiguren den Bogen zum ausdifferenzierten Streicher-Postrock der Italiener Neil On Impression. „Darkfield“ gibt sich elektronisch-perkussiv und angriffslustig und erinnert im Mittelteil an die harte Seite von Mutiny On The Bounty. Und selbst das Saxofon im Opener „Separation No. 2“ klingt auf seine Art aufmunternd. Umso tragischer, dass „Dust & Disquiet“ sich gerade im monumentalen, gleichnamigen „Closer“ einen Durchhänger leistet – denn so banale Postrock-Formeln, wie sie der Elfminüter in zwei Crescendo-Phasen abfeuert, haben Caspian nicht mehr nötig. Die Band hat sich längst zu einem eigenständigen Biest entwickelt, das eine zentrale Idee oder Element im Songformat ausformuliert und nicht nur baukastenmäßig Strukturen zusammensetzt. Zum Glück passiert genau das auf weiten Strecken von „Dust & Disquiet“, was kleinere Ausrutscher verschmerzen lässt und das erste komplette Album nach dem Trauerfall zu einer der mitreißendsten Postrock-Platten des Jahres macht.

    weitere Platten

    On Circles

    VÖ: 24.01.2020

    Waking Season

    VÖ: 21.09.2012

    Live At Old South Church

    VÖ: 27.01.2011

    Tertia

    VÖ: 07.08.2009

    The Four Trees

    VÖ: 18.07.2008