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    Wildlights
    Wildlights

    VÖ: 21.08.2015 | Label: Season Of Myst
    Text:
    Platte des Monats
    Wildlights - Wildlights

    Weil er mit ASG auf der Stelle tritt, schüttelt der Frontmann Jason Shi mal eben ein Nebenprojekt aus dem Ärmel und sucht sich dafür Verstärkung in der Nachbarschaft. Kleine Geste, große Wirkung: Wildlights sind das neue Dream Team des modernen Metal.

    Manchmal ist es so schön naiv, die Rechnung ohne den Wirt zu machen. Man blickt auf den Plan mit all den vielversprechenden Platten, die zur nächsten Ausgabe erscheinen, und schließt mindestens unterbewusst schon einmal Wetten ab, wer am Ende das Rennen macht. Treiben Ghost ihren Okkult-Rock auf die Spitze? Sind Beastmilk unter neuem Namen noch besser als mit dem alten? Stecken 50 Prozent der klassischen Slayer-Besetzung immer noch 95 Prozent aller anderen Metalbands in die Tasche? Und was die übrigen fünf Prozent betrifft: Knüpfen Iron Maiden tatsächlich noch mal an ihre Hochphase in den 80ern an? So wie die Libertines womöglich an ihren in den 00ern? Neue Foals, neue Frank Carter. Kadavar, Low, The Sword. So viele neue Musik von alten Helden – und kein Blick in den Rückspiegel auf die Überholspur. Denn Wildlights haben alle überholt. Mit einer entwaffnenden Direktheit, wie sie einem selten unterkommt und wenn, dann meist nur auf Debütalben. Als solches geht „Wildlights“ gerade so durch, auch wenn Frontmann Jason Shi bei seiner neuen Band von den Erfahrungen mit seiner alten profitieren dürfte (die übrigens weiterhin besteht): ASG haben dem Sludge vor einigen Jahren ziemlich aufgemischt, zuletzt aber ging ihnen die Puste aus. Es scheint fast, als hätte Shi alle Energie in Wildlights umgeleitet, die er mit dem bislang unbeschriebenen Schlagzeuger Johnny Collins ins Leben gerufen hat. Im Studio hat zudem Ex-Porno For Pyros-Bassist Martyn Le Noble ausgeholfen. „Wildlights“ ist die Art von Platte, die sich nicht höflich vorstellt, sondern dich direkt anbrüllt. Die tief gestimmten, um sich kreisenden Gitarren, die trocken gespielten Drums, dazu Shis Stimme, stürmisch wie die See, die er als Musiker besingt und als Malocher täglich bezwingt – all das ist von der ersten Sekunde an unausweichlich präsent. Man wird in den Strudel dieser Platte von Anfang an hineingerissen, weil sie auf schnellstem Weg zur Sache kommt – und man bleibt an ihr hängen, weil sich unter der rauen Oberfläche perfekte Songs und ein unglaubliches Gespür für Melodien verbergen. Doch nicht nur diese „You snooze, you lose“-Mentalität von „Wildlights“ dürfte auf die ernüchternden Episoden zurückzuführen sein, die Shi zuletzt mit ASG gemacht hat. Auch der vielseitige Sound des Albums, der mit Sludge und Stoner nur äußerst grob abgesteckt ist, klingt wie eine Reaktion darauf – was im Fall von „Big Frontier“ schon mal auf Jane’s Addiction-Gedächtnis-Finale hinausläuft. „Hellfire Forever“ dagegen ist auf großartig unstete Art ein echter Trademark-Song für diese Band: folkiges Intro mit Akustikgitarre, schunkelnde Classic-Rock-Strophe, drückender Uptempo-Refrain, ausscherende Zwischenteile – eine Alternative-Metal-Hymne mit Armen im Prog- und Psych-Rock. Was für Songs! Und wie souverän Wildlights sie alle ins Ziel bringen! Shi und Collins haben eine kreative Goldader gefunden. Und der moderne Metal ein Dream-Team, wo man es nicht unbedingt vermutet hätte.