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    The Hirsch Effekt
    Holon: Agnosie

    VÖ: 24.04.2015 | Label: Long Branch/SPV
    Text:
    The Hirsch Effekt - Holon: Agnosie

    Es ist fast schon zu einfach, wenn The-Hirsch-Effekt-Sänger Niels Wittrock als zentrales Thema auf „Holon: Agnosie“ Ruhelosigkeit nennt. Denn für was könnte der krude Mix aus Mathcore, Jazz, Prog- und Postrock besser stehen als für eine Band, für die Stillstand vermutlich der Tod wäre?

    Die symbolische Auferstehung aus der Asche, die Katharsis der Selbstreinigung des Protagonisten im eröffnenden „Simurgh“ ist dabei nicht nur auf der erzählerischen Ebene zu verstehen. Auf „Holon: Agnosie“ entledigen sich The Hirsch Effekt weitgehend auch dem, auf ihren ersten beiden Alben lieb gewonnenen Orchester und ersetzen es durch kompromisslose Angepisstheit. Das Ergebnis ist gewohnt abwechslungsreich. In „Jayus“ hackt Wittrock im Start-Stop-Modus auf seine Gitarre ein und setzt dabei irrsinnige Skalenritte und übellaunige Riffs frei, während die Rhythmussektion, bestehend aus Ilja Lappin und Neuzugang Moritz Schmidt, trotz querschießender Rhythmik unheimlich groovt. „Agnosie“ setzt im entschleunigten Mittelteil auf warmen Trompeten-Sound und ein atmosphärisches Postrock-Intermezzo. Mit „Tombeau“ verarbeitet die Band nicht nur ihre Erfahrung mit dem Tod, sondern empfiehlt sich mit Klavier-getriebenem Ambient auch anderen als dem Stammpublikum. Die Kitsch-Falle vermeidet die Band durch kluge Kontrastierung, die riffbasierten Prog Metal an ein schrammeliges Akustik-Interlude wie „Defeatist“ knüpft, ohne dass es beliebig wirkt. Die Essenz von The Hirsch Effekt arbeitet die Band jedoch mit „Bezoar“ heraus: Der Song klingt nach Dillinger Escape Plan zu ihren besten Zeiten und beschwört mit Blastbeats den Black Metal herauf, nur um im Chorus mit zuckrigen „Bap ba ba da bap ba ba da“-Chören dem Pop die Hand zu reichen und gleichzeitig – vermutlich unbewusst – die Prog-Metaller Protest The Hero zu zitieren. Es folgt eine bissige Spoken-Word-Tirade, die die Feelgood-Jazz-Gitarre im Hintergrund zynisch konterkariert: „Tja, der Mensch, wir sind schon unser größter Feind/ Aber mal ganz ehrlich, sind wir nicht auch unser größter Fan?/ Und haben wir nicht schon so viel zusammen erlebt? Sollen wir jetzt, da es dem Ende zugeht, tatsächlich noch irgendwas ändern?“ Dass der Song danach nicht endet, sondern eine Reprise des Anfangsthemas anhängt und seine letzten Sekunden einem melancholischen Streichquartett schenkt, ist im Band-Kontext nur schlüssig. Am Ende schließt sich mit „Cotard“ der Kreis aus Riffs, Breaks, Computer-Beats und Jazz-Einsprengseln mit einer Variation des Motivs der Auferstehung: Aus der Zeile „Was bleibt bin ich“ aus „Simurgh“ wird „Was bleibt ist nichts“. Angesichts des zermürbenden Weltbildes auf „Holon: Agnosie“ nicht das schlechteste.

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