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    Greylag
    Greylag

    VÖ: 14.10.2014 | Label: Dead Oceans
    Text:
    Greylag - Greylag

    „Mama if you could see me now/ you would be so proud“ – wer solche Zeilen auf seinem Debütalbum unterbringt, steckt schnell in der Normcore-Schublade. Insbesondere, wenn sich das betreffende Album in das derzeit florierende Interesse an Folk einreiht. Bevor hier jedoch ein falscher Eindruck entsteht: Greylag ist mit ihrem Debüt etwas Besonderes gelungen, das sich angenehm von Wirtshausschunkeleien, kehligem Punk-Pathos und larmoyanter Lagerfeuerromantik unterscheidet.

    Das eingangs zitierte Mama steht in einer Reihe mit anderen, weird zu nennenden Versuchen, mit den Ansprüchen der eigenen Eltern klar zu kommen. So beschwingt, ja beinahe albern wurde der dringend notwendige Abnabelungsprozess vom eigenen Elternhaus schon lange nicht mehr in einem Song zusammengefasst. Dabei können Greylag Karohemden tragen, ohne hemdsärmlig zu wirken. Trotzdem wissen sie richtig anzupacken, zum Beispiel in Songs wie „Arms Unknown“, und ihren Folkrock kräftig in Richtung zweite Silbe auszudehnen. Obwohl nur zu dritt, versuchen Greylag das Maximum an Sound aus zwei (Akustik-)Gitarren und Schlagzeug heraus zu holen. „One foot down/ one in front/ and then start to walk“: In One Foot bringt Sänger Andrew Stonestreet – der mal an Perry Farrell, dann an einen Thurston Moore erinnert, der mehr als drei Töne intonieren kann – die Maxime seiner Band auf den Punkt: Nichts passiert überstürzt, alles geschieht mit Bedacht, Schritt für Schritt. Jeder Song wird von Stonestreet, Daniel Dixon an der zweiten Gitarre und Brady Swam am Schlagzeug solange umgedreht und verfeinert, bis wirklich alles an seinem Platz sitzt. Die Möglichkeiten, die ein modern eingerichtetes Studio bietet, mussten Greylag dafür aber nicht ausschöpfen. Mit Produzent Phil Ek hatten sie dafür genau den richtigen Mann am Mischpult sitzen. Ek hat mit Bands wie Built To Spill, Fleet Foxes und Band Of Horses ähnliche Wunderwerke der Verdichtung geschaffen. Was Greylag dabei signifikant von anderen Folk- und Indie-Acts unterscheidet, die aus Portland das neue Brooklyn gemacht haben, ist ihr fein austarierter Einsatz des kontrollierten Ausbruchs. Das gilt für den Refrain von „Yours To Shake“ wie für das bereits zitierte „Arms Unknown“, für das majestätisch stampfende „Burn On“ und das kunstvoll verschlungene „Kicking“. Alle Songs auf Greylag steuern auf eine Klimax zu und gehen damit über ihre Vorbilder aus US-amerikanischer Roots-Musik und 60er Jahre Fingerpicking-Folk hinaus. Hippies? Vielleicht, aber keinesfalls welche von der nostalgischen Sorte. Mama hat in jedem Fall allen Grund dazu, auf ihre drei Jungs stolz zu sein.