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    Beastmilk
    Climax

    VÖ: 29.11.2013 | Label: Svart/Cargo
    Text:
    Platte des Monats
    Beastmilk - Climax

    Beastmilk legen einem erst die kalte Hand in den Nacken und ziehen einen anschließend auf die Tanzfläche. Mit „Climax“ planen die Finnen schon mal die Aftershowparty zum Weltuntergang.

    Skandinavien erweist sich schon länger als guter Ausgangspunkt für lichtleere Musik jeglicher Art. Das mag an dem geheimnisvollen Bild eines naturbelassenen Flecks im Halbdunkeln liegen, das einem die Herkunft der Bands aus dieser Region vor Augen ruft. Es kann aber auch der Wahnsinn sein, mit dem skandinavische Musiker oft zu Werke gehen. Beastmilk kommen aus Helsinki und balancieren beides so gekonnt aus wie kaum jemand anderes 2013. Die Band hat bislang ein Demo und eine EP veröffentlicht, die mit seltsam tanzbaren Songs zwischen Shoegaze, Postpunk und New Wave das Leben nach der Menschheit durchspielen. Dieser Endzeit-Pop findet auch Platz auf dem Debütalbum „Climax“. Sänger Mathew Joseph McNerney, der bereits bei der britischen Black-Metal-Band Code und der finnischen Psych-Folk-Band Hexvessel aktiv war, durchlebt darauf die Folgen seiner Vergangenheit: Die ehemalige Blutrünstigkeit resultiert in blutleerem Gesang, oft klingt seine Stimme in den trostlosen Texten über Furcht, Liebe und Anziehungskraft wie die eines klinisch Toten. Beastmilk erliegen dem Sekundenschlaf nur in den wenigsten Passagen von „Climax“. Und sie schaffen es immer wieder, anschließend besonders aufmerksam zu kontern. Musikalisch sind Songs wie „You Are Now Under Our Control“, „Nuclear Winter“ und „Love In A Cold World“ bis ins Detail arrangiert – hier greift der Perfektionismus des Gitarristen und Songschreibers Juho, der in seiner Kindheit viel Zeit damit verbrachte, klassische Kompositionen von Bach zu verinnerlichen. Das Zusammenspiel mit Mathews Zeilen über Orte, an denen man nicht sein möchte, führt zu einem verstörenden, maschinellen und gleichzeitig eingängigen Ergebnis. Die Finsternis tragen Bands wie Kvelertak oder Wolves Like Us natürlich auch in ihrem Sound. Beastmilk hören hier aber noch nicht auf. Sie greifen dort zu, wo man sich schlecht wehren kann: im Unterbewusstsein. „Climax“ malt einem zwar unangenehme Bilder in den Kopf, trotzdem fühlt man sich immer auf der sicheren Seite. „Genocidal Crush“ ist das beste Beispiel hierfür. Hinter dem beängstigenden Titel versteckt sich ein recht harmlos klingender Song, der zwischen den Zeilen fast aufmunternd wirkt. Dass „Climax“ klingt, als wäre es in einer verlassenen Nervenheilanstalt aufgenommen worden, trägt sein Übriges zum Wahnsinn bei. Converges Kurt Ballou lud die Band in sein Studio ein und sorgte für den richtigen Klang. Die richtigen Songs brachte die Band mit: „Death Reflects Us“ beginnt mit einem griffigen Punkrock-Riff und einer besonders griffigen Melodie. Die Gitarren werden wuchtiger, der Song baut sich zu einem ausladenden Refrain auf, der tatsächlich auch auf einem Wolves-Like-Us-Album sein könnte. „The Wind Blows Through Their Skulls“ hat einen sakralen Ein-Mann-Chor, Wave-Dynamik und die Möglichkeit, sich ein Robert-Smith-Feature in den Anhang zu schrieben, das sich nur als Lüge entlarven lässt, wenn man gut hinhört. „Climax“ ist ein anhaltender Rausch, der seine Schwächen in der Tiefe lässt.