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    Mogwai
    Rave Tapes

    VÖ: 17.01.2014 | Label: Rock Action
    Text: Oliver Uschmann
    Mogwai - Rave Tapes

    Es beginnt mit gloomy Glöckchen und endet mit zischender Trance. Die Wanderung dazwischen führt durch Klanglandschaften zwischen räumlicher Gitarrenarchitektur und spielfreudiger Synthetik. Transzendental.

    Es gibt einen Grund, warum erfahrene Musikfreunde sich aufregen, wenn sie mit reinen Charthörern sprechen. Nicht Arroganz, nicht Abgrenzung, nicht besser sein wollen. Nein: Das Wissen darum, dass es solche Musik gibt. Musik wie den Post-Rock von Mogwai, der sich behutsam anschleicht, kein Tom-Schlag zu viel, eine Melodie entfaltend wie eine Blüte im Zeitraffer während einer seltsamen Naturdokumentation auf Arte, im Halbschlaf wahrgenommen, substanzbetäubt, um zwei Uhr nachts. Musik, die auf dem achten Album anfängt, elektronisch zu dröhnen und zu drücken, wo man von den Schotten bislang eher Organisches gewöhnt war. Jetzt hört man Tony Banks in „Simon Ferocious“, zu Zeiten der kühlen „Abacab“-Phase von Genesis, nerdig-manisch über die Tasten gebeugt. Oder Alan Parsons. Ob Mogwai das gerne hören? Gut, sagen wir auch: Gallops. Sagen wir: 65daysofstatic. Sagen wir: Apparat Organ Quartet. Die erweiterte Palette steht Mogwai gut zu Gesicht. Wer es traditionell braucht, wird zum schwer groovenden Noise-Kopfnicker „Hexon Bogon“ den Torso schütteln, sich im von augenzwinkernden Sprachbotschaften gespickten „Repelish“ verlieren und sich bei „Master Card“ wundern, wie gut die klassisch krummtaktisch kriechende „Rock Action“ von wohltemperiert eingesetzten Synthesizern flankiert werden kann. Das Großartige ist: Mogwai übertreiben es nie. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Der König bleibt die Atmosphäre. Diese betörende Wärmedecke, mal ohne, mal mit Gesang, wie in der „Blues Hour“, die an Shoegazer wie Dakota Suite denken lässt und im langsamen, düsteren Aufbäumen sogar an Neo-Romantiker wie Tenhi oder Neurosis in ihrer episch-sanften Phase. Das geometrische Artwork und der Albumtitel wecken insofern Assoziationen, die zu dieser Reise viel weniger passen als es ein verwaschenes, körniges, dämmeriges Bild nordischer Wälder täte. Alles an „Rave Tapes“ ist stille, schleichende, rätselhafte Euphorie. Und weil sich die Härchen aufstellen und das Herz auch nach Tausenden gehörter Platten immer noch einen Sprung macht bei jeder Tonspur, die sich in „No Medicine For Regret“ dem Stück hinzuschaltet; weil dieser Sound einen spüren lässt, dass Musik – und nur Musik – uns am Verstand vorbei zum Urgrund führen kann und weil ein paar bärtige Glasgower Schluckspechte einen Journalisten zu so einem Pathos veranlassen können. Deswegen will man den Charthörer schütteln und sagen: Höre, was es auch noch gibt! Höre, was möglich ist!

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