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    Karnivool
    Asymmetry

    VÖ: 19.07.2013 | Label: Sony
    Text:
    Karnivool - Asymmetry

    Man könnte so viele Punkte nennen, die das neue Album der Australier repräsentieren. Vielleicht kommen wir im Laufe des Textes noch dazu. Vorweg jedoch eines: Asymmetry ist die beste Platte, die Karnivool zu diesem Zeitpunkt machen konnten.

    Songs wie im Rausch, kompromisslos und mitreißend, gleichzeitig das Gegenteil von doof, und eingängig noch dazu. Eine eierlegende Wollmilchsau. Und schon sind wir auf der Metaebene. Auf dem Weg zu einem neuen Album fragt sich eine Band nicht, wo sie ankommen will, sondern wie sie sich fühlt. Karnivool erfinden sich gerne „komplett neu“, was abzüglich Betriebsblindheit bei „Asymmetry“ tatsächlich gelungen ist. Hinsichtlich Härte und Komplexität haben sie einen Weg eingeschlagen, der einige brüskieren wird. Allein im ersten Viertel geben uns Drummer Steve Judd und Gitarrist Drew Goddard derart viele Rechenaufgaben, dass man entweder Schritt hält, um im Album anzukommen, oder aussteigt. Die Ohren bekommt man bis dahin freilich durch Nick DiDias Produktion frei gepustet. Jenseits des kruden Einstiegs liefert „Aeons“ einen ersten anrührenden Ankerpunkt in aufgewühlter See. Karnivool beweisen feines Gespür für die Einbettung großer Melodiebögen in musikalisch anspruchsvolle Themen. Und man muss es angesichts assoziierter Bands wie The Mars Volta einfach mal sagen: Das können nur wenige, ohne dabei akademisch zu klingen. Das hymnische „Sky Machine“ eröffnet schließlich wie zur Belohnung fürs Mitreisen einen progressiv-orgiastischen Melodiebilderbogen, der allein durch das rauschhafte „Amusia“ jegliche musikalische Finesse vergessen lässt. „The Last Few“, das süßliche Gute-Nacht-Lied „Float“ und das Mantra-artige, in bester Weise an frühe Tool erinnernde „Alpha Omega“ und „Om“ beschließen „Asymmetry“ mit dem Satz von Sänger Ian Kenny, der eine Frage impliziert „This is no ordinary life“. Ebenso wie das hier keine gewöhnliche Platte ist. Die Kombination aus musikalischer Can-do-Mentalität und dem Anspruch an Songwriting „with a twist“ markiert den Scheideweg, an dem Karnivool mit diesem Album stehen. Ein Punkt, an dem sich Arena-Bands wie Biffy Clyro vermutlich gesagt haben: „Scheiß drauf, auch der Typ in der letzten Reihe muss raffen, was wir hier machen“, um im Nachgang einen Teil ihrer Fähigkeiten für die Zukunft zu archivieren. Karnivool tun das Gegenteil. Es bleibt zu wünschen, dass sie ein Exempel statuieren: Sich nach der eigenen Motivation fragen, den eigenen Fähigkeiten nachspüren, anstatt den nächsten Schritt zu gehen, der zwar von einer Stadion-Crowd goutiert wird, der die Strahlkraft der Musik aber schwächt.

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