Placebo
B3 (EP)

Die totale Neuerfindung von Placebo sollte man nicht erwarten, aber doch viele Nuancen, die man von ihnen so noch nicht gehört hat. Der Titelsong ihrer „B3“-EP ist noch das typischste Placebo-Stück, ein klassischer Nach-vorne-Rocker, der vor allem mit einer ungewohnt positiv gefärbten Melodie überzeugt. Mit dem Minxus-Cover „I Know You Want To Stop“ bieten Placebo eine kauzige, stakkatohafte Abfahrt, der der druckvoll-kantige Sound ihres neuen Lieblingsproduzenten Adam Noble äußerst gut steht. „The Extra“ wandert dann tatsächlich auf gänzlich neuen Pfaden: mit akustischen Gitarren, Electro-Beat und stimmungsvoll reduzierten Soundscapes zeigen Placebo auf, wie wohl das geplante und dann doch nicht zustande gekommene Molko-Soloalbum hätte klingen können. „I.K.W.Y.L.“ beginnt sehr 80er-mäßig und erinnert entfernt an U2, entwickelt sich dann in der zweiten Hälfte aber zu einem massiven Rock-Schlonzer, der Shoegaze und Rampensau-Ambitionen interessant miteinander kombiniert. Höhepunkt ist aber „Time Is Money“, das mit mehr als sieben Minuten Spielzeit bislang längste Placebo-Stück überhaupt: eine erneut mit Akustikgitarre stimmungsvoll in Szene gesetzte Ballade, die sich atemberaubend steigert und durch immer dichter werdende Pianolinien vorangetrieben wird. Insgesamt bieten diese Songs somit fünf Ausflüge in neue Klang- und Arrangement-Welten, die belegen, dass Placebo auch kurz vor ihrem 20. Geburtstag nicht auf Nummer sicher gehen, sondern mit Verve und Neugier weiterziehen.