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    Title Fight
    Floral Green

    VÖ: 21.09.2012 | Label: Side One Dummy/Cargo
    Text:
    Platte des Monats
    Title Fight - Floral Green

    Depressionen, Langeweile und Dinge, die jeder denkt, aber niemand ausspricht. Title Fight haben Songs geschrieben, die raus mussten – und machen daraus das erschöpfende Punk-Album, das sie immer haben wollten. Wir auch.

    Sieben Jahre haben Title Fight gebraucht, um ihr Debütalbum zu veröffentlichen. 16 Monate danach ist der Nachfolger fertig. Mit „Floral Green“ legt die Band aus Kingston/Pennsylvania also ziemlich schnell nach, überhastet ist daran aber gar nichts. Im Gegenteil: Die Songs greifen ineinander, die Instrumente spielen mit- und in den richtigen Momenten gegeneinander an. Überhaupt spielen Title Fight auf ihrem zweiten Album mehr auf ihren Instrumenten als auf „Shed“. Wo früher alles bis aufs Nötigste limitiert war, stehen heute ein paar neue Effektgeräte und eine dritte Schicht Gitarren. Wackelig werden dabei nur sie selbst, wenn sie sich mal wieder so hemmungslos in die Songs schmeißen, dass der Kopf am Ende leer ist, und das gesamte Blut ins Herz gepumpt.

    „Floral Green“ ist ein Album des Um- und Weiterdenkens geworden. „Head In The Ceiling Fan“ traut sich, die Idee von „Safe In Your Skin“ zu Ende zu führen. Hier sind Title Fight näher am Postrock als am Posthardcore. Und sie haben Spaß daran. Die Gitarre weht aus dem Wald, Jamie Rhoden steht auf der Lichtung davor und arbeitet an seinem Bodycount. (Auch die anderen von ihm gesungenen Songs verlieren literweise Blut). Es sind Feinheiten, die „Shed“ und „Floral Green“ musikalisch trennen, und es ist ziemlich interessant, bei jedem Durchlauf neue Details in den Songs zu entdecken. Die verschwommenen Grunge-Anleihen in „In-Between“, das versteckte White-Noise-Getöse im Mittelteil von „Frown“, etwas Extrahall in fast jeder der 33 Minuten. Der Rest ist Gitarre, Bass, Schlagzeug, die aufgekratzte Stimme von Ned Russin und die jungenhafte von Rhoden. Beide singen und schreien einem Dinge ins Ohr, die kleiner sind als die großen Fragen des Lebens, aber bei ihnen viel wichtiger klingen. Stur und direkt. Ehrlich und endgültig. „Can I tell you everything?“, fragt Russin mit einem Gesichtsausdruck, der auch zu La Disputes Jordan Dreyer passen würde.

    Vergangenen Mai zogen sich Title Fight wegen der üblichen Probleme Heranwachsender die Haut von den Knochen – heute kämpfen sie mit den Konsequenzen davon, dass sie das Ende ihrer Kindheit im Vorbeifahren – und immer zwischen dieselben Menschen in einen Sitz gepresst – verbracht haben. „Feel the growing pains/ It means you’re growing up too fast“, singt Rhoden in „Lefty“, das erst träge vor sich hintreibt und dann mit schwurbeligen Gitarren wie ein Akkuschrauber langsam in die Knochen fährt. „You can make a wish/ But there’s no rabbit out the head/ Realize it’s never coming back“. Title Fight waren in den letzten Jahren nur selten zu Hause – für sie war es trotzdem zu oft. Die vielen freien Stunden und die Einsamkeit im eigenen Zimmer zwangen sie, ihr eigenes (Innen-)Leben zu zerpflücken. „Pull down the shades/ I’d rather stay inside all day/ My own thoughts are in my way“ – so isoliert war Punk selten. Die zweite Platte von Title Fight ist wieder das Album, mit dem vier junge Typen mit wunden Ellbogen und Frust im Magen ihren Platz im Leben suchen. Ihren Platz im Hardcore-Punk machen sie mit „Floral Green“ unersetzlich.

    weitere Platten

    Hyperview

    VÖ: 30.01.2015

    Spring Songs (EP)

    VÖ: 12.11.2013

    Shed

    VÖ: 06.05.2011