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    The Gaslight Anthem
    Handwritten

    VÖ: 20.07.2012 | Label: Mercury/Universal
    Text: Flo Hayler
    Platte des Monats
    The Gaslight Anthem - Handwritten

    Das neue Gaslight-Anthem-Album ist traditionsbewusst und wegweisend zugleich, außerdem rollt es schon mal den roten Teppich Richtung Stadion aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dort auch die Paparazzi auftauchen.

    Schon dieser Titel: „handgeschrieben“. Eine einst so mühsam erlernte Kunst, die nach der Schulzeit genauso verblasst wie Erinnerungen an die eigene Kindheit, das erste Fahrrad, die erste Liebe. Es sei denn, man pflegt sie, so wie The Gaslight Anthem. Die Band aus New Jersey ist Meister in der Wahrung von Traditionen und Werten. Ihre Nostalgie- und Romantik-trunkenen Songs sind Reisen in eine Zeit, als der amerikanische Traum noch greifbar und das Leben zwar hart und bescheiden, der Mensch aber voller Hoffnung war. Eingebettet in uramerikanisches Textvokabular aus Automarken, Mädchennamen und Jahreszahlen stehen Brian Fallons Geschichten von Aufstieg und Fall, von Aufbruch und Heimatverbundenheit, von Erfolg und Niederlage ganz in der Tradition seiner großen Vorbilder Joe Strummer, Bruce Springsteen, Bob Dylan oder Tom Waits – festgehalten in Albumtiteln wie „Sink Or Swim“, The „’59“ Sound und „American Slang“.

    Auch das neue Album „Handwritten“ widmet sich der Vergangenheit und längst verloren geglaubten Klängen, wobei Fallon diesmal das ganz große Nostalgiebesteck auspackt und mit seinen hymnisch arrangierten Songs die ab sofort gültige Marschrichtung seiner Band definiert: Die Punks von einst rütteln heute mit beiden Armen an den Toren der Superdomes und Sportarenen, sie sind auf dem Sprung in die oberste Liga des hemdsärmeligen Rock und somit auf direktem Weg ins Clubhaus von Springsteen, Bono, Petty und Grohl. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, schenkt Fallon seinen Liedern selbstbewusste Titel wie „Here Comes My Man“, „Mulholland Drive“ oder „Desire“ und schreckt auch nicht vor ausschweifenden Gitarrensoli, Streichern und Piano-Klängen zurück. Offensichtlich hat auch sein Ausflug mit dem Goth-Folk- Seitenprojekt The Horrible Crowes auf das „Handwritten“-Songwriting abgefärbt: Stücke wie „Too Much Blood“ oder „Mae“ sind ähnlich seelenschwer und in sich gekehrt wie einst „Behold The Hurricane“ oder „I Witnessed A Crime“.

    Weiteres Indiz für Fallons zunehmend komplexeres Selbstverständnis als Künstler ist die Tatsache, dass er seine bisher aus Alex Rosamilia (Gitarre), Benny Horowitz (Schlagzeug) und Alex Levine (Bass) bestehende Hintermannschaft um ein weiteres Mitglied ergänzt hat: Ian Perkins, seinen Sidekick bei den Horrible Crowes, der nicht nur auf „Handwritten“ mitwirkt, sondern auch bei den zukünftigen Konzerten der Band mit auf der Bühne stehen wird. Dass The Gaslight Anthem momentan selbst darum bemüht sind, Parallelen zwischen der aktuellen Besetzung und den Anfangstagen der Band herzustellen, darf man getrost als taktisches Manöver deuten, um frühe Fans nicht zu verschrecken oder vor den Kopf zu stoßen. Wenn „Handwritten“ etwas nämlich nicht ist, dann so ungestüm und verhältnismäßig temporeich wie noch „Sink Or Swim“. Trotz aller in Text, Titeln und Ton verknoteten Referenzen an die ganz großen der Zunft gelingt es The Gaslight Anthem aber, das Album mit ihrer ganz eigenen, unverkennbaren Handschrift zu versehen. Eine Kunst, die heute nur noch wenige beherrschen.

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