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    The Hives
    Lex Hives

    VÖ: 01.06.2012 | Label: Columbia/Sony
    Text:
    Platte des Monats
    The Hives - Lex Hives

    The Hives haben die Zeit vergessen und tun so, als wäre „Lex Hives“ das Album, das nach „Tyrannosaurus Hives“ hätte passieren können. Es ist also alles beim Alten, Timbaland und Pharell sind Ideen von gestern, und die Gegenwart findet im Vorgestern statt.

    „Come on! C’mon! Come on! C’mon! Come on! C’mon!“ Es ist keine Bitte, es ist ein Befehl, mit dem das neue Album der Hives beginnt. Befehle haben sie schon immer mit Grandezza und Großkotzigkeit ausgeteilt. Diesmal ist ein Motivationsschub wie „Come On!“ jedoch nötig. Die Erinnerungen an die weltgrößte Band aus Fagersta waren verblasst, die Sehnsucht nach Rock’’n’’Roll eingerostet. Kein Wunder. „The Black And White Album“ liegt ein halbes Jahrzehnt zurück – und es war, diplomatisch ausgedrückt, nicht das beste Album der Hives. Es war nur ein gutes. Dann folgten 400 Auftritte und 25 in Krankenhäusern verbrachte Nächte. Das ist viel, gerade wenn man all die Wege von einem Ort zum nächsten mit einberechnet. Aber jetzt sind die Hives zurück. Also: „Come on!“ und „C’mon!“

    Man könnte es kurz machen und schreiben: The Hives haben ein neues Album aufgenommen. Es heißt „Lex Hives“ und klingt nach den Hives und damit nach einem authentischen, streberhaft-tighten Amalgam all ihrer Idole, von den Sonics über die Standells bis zu The Music Machine, Little Richard, Dion & The Belmonts und Devo. Wie also konnte es passieren, dass The Hives mit diesem Album die Platte des Monats abräumen? Weil „Lex Hives“ ein einziger Befehl ist, ein riesengroßer Zeigefinger in einem weißen Herrenhandschuh, der auf die Tanzfläche deutet. Und eine Platte, die keine Geheimnisse kennt, sondern direkt ist. Die dich unterhalten will. Das und sonst nichts weiter. Und was Unterhaltung angeht, waren The Hives immer schon die Größten.

    Damit „Lex Hives“ kein Verlegenheitsding wird, hat die Band sich die Finger im eigenen Studio schmutzig gemacht. Sie mögen zwar elegante, neuerdings zylinderveredelte Gestalten sein: Geschuftet wie die Ackergäule haben die Hives aber immer schon. Auf der Bühne sieht man das, und was im Studio passiert, hört man hinterher auf Platte. Die Bounce-Experimente mit Timbaland und Pharell Williams wollten da zuletzt nicht aufgehen, weshalb „Lex Hives“ wieder einen Schritt zurück macht. Rock’’n’’Roll, Garage-Punk, Glam-Stomp, Power-Pop: Alles ist drin in den zwölf Stakkato-Songs. „Without The Money“ ist sogar aus dem gleichen Soul geschmiedet, mit dem auch die Black Keys ihre Alben veredeln. Nur, dass sich Howlin’ Pelle Almqvist gesanglich am Ende etwas übernimmt. Er ist halt ein Howler und kein Crooner. Doch warum Erbsen zählen, wenn genug Rippchen daneben liegen? „Willenlos folgen“ ist das Credo – erst „Come On!“, dann das noch stumpfere „Go Right Ahead“, und schon hat man den Köder von „Lex Hives“ geschluckt. Man kauft Almqvist seine „1000 Answers“ ab, weil man dazu twisten kann, bis die Galoschen qualmen. Zu diesem Zeitpunkt hat „Lex Hives“ einen schon derart unter Kontrolle, dass man kaum noch merkt, was für ein offensichtlicher Abklatsch von Joan Jetts „I Love Rock’’n’’Roll“ der Song „I Want More geworden“ ist.

    Es heißt ja, dass es bessere Produkte als die von Apple gebe. Trotzdem hält das niemanden davon ab, sie zu kaufen. Was für die meisten zählt, sind Form und Funktion, und so ist es auch mit „Lex Hives“. Zweckmäßiger und zielgerichteter als hier kann Rockmusik kaum noch werden.

    weitere Platten

    Tyrannosaurus Hives

    VÖ: 19.07.2004

    Veni Vidi Vicious

    VÖ: 10.04.2000

    Barely Legal

    VÖ: 22.09.1997