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    Kettcar
    Zwischen den Runden

    VÖ: 10.02.2012 | Label: Grand Hotel van Cleef/Indigo
    Text: Dennis Drögemüller / Daniel Gerhardt
    Kettcar - Zwischen den Runden

    Vier-Ohren-Test

    Die Doofen sind noch am Leben, und Marcus Wiebusch wird mit über 40 Jahren kriegsmüde. Schöner resignieren mit Kettcar.
    Das darf man nicht falsch verstehen: „Zwischen den Runden“ ist keine Selbstaufgabe, sondern die Atempause nach dem Aufbegehren von „Sylt“. Ein notwendiges Zugeständnis an einen schnöden Alltag, in dem die große Liebe in „Rettung“ Kotze im Haar hat und vergessene Freunde in „Zurück aus Ohlsdorf“ sterben und man danach eben doch in dem beschissenen HVV-Bus weint anstatt im Taxi. Um all das auf Dauer auszuhalten, seziert oder bekämpft Kettcars vierte Platte die Tristesse des Lebens nicht mehr, sondern umfängt sie mit sanften Pop-Balladen, Wohlfühl-Jazz und Northern Soul. Wenn Wiebusch in „Weil ich es niemals so oft sagen werde“ dann noch nach den Geigen fragt, bevor er ins Streicher-Meer eintaucht, hat das trotzdem nichts mit verklärender Romantik oder Eskapismus zu tun. „Zwischen den Runden“ will nur einen kurzen Waffenstillstand zum Kräftesammeln, Kettcars Blick bleibt geschärft, klarer und unprätentiöser haben Wiebuschs Texte das musikalische Pathos nie auflaufen lassen. Statt vagen Gefühlen gibt es geerdetes Storytelling, die Verlierer werden „Im Club“ umarmt anstatt zu emotionalen Märtyrern gemacht, und überhaupt ist das Album grandios unhittig, ehrlich gewöhnlich und würdevoll verkitscht. Wer da was von Verrat mault, dem bleibt immer noch die Anti-Gentrifizierungs-Hymne „Schrilles buntes Hamburg“.
    9/12 Dennis Drögemüller

    Nie zuvor war eine …But-Alive-Reunion notwendiger als nach diesem Kettcar-Album. Sie war aber auch noch nie unwahrscheinlicher.
    Es ist nicht Kettcars Problem, dass sie nicht mehr die Punks von früher sind. Es ist aber auch nicht das Problem von „Zwischen den Runden“; das Problem von „Zwischen den Runden“ ist, dass Kettcar zum ersten Mal nicht wissen, was sie stattdessen sein wollen. Auf „Sylt“ waren sie verbitterte Beobachter, die streng berichtet und genau umgesetzt haben, eine Band, die keine musikalische Härte brauchte, um ein hartes Album zu machen. „Auf Zwischen den Runden“ sind selbst die paar eingerissenen und verknickten Stellen, die der „Sylt“-Sound noch hatte, zusammengeklebt und glattgestrichen worden. Streicher, Klavier, Elektronik-für-Anfänger-Elektronik und die Beiträge des neuen Schlagzeugers Christian Hake, der überhaupt nichts mit an den Tisch bringt, verfangen sich in einer beliebigen Trägheit, die bestenfalls mal ins Hoppeln kommt. Neu ist außerdem, dass nicht mehr nur die Vocals, sondern auch die Texte von Marcus Wiebusch nach geschlossenen Augen klingen; gerade mit Blick auf die unbequemen Wahrheiten von „Sylt“ ist ein Song wie „R.I.P.“ enttäuschend, in dem er leere Phrasen hintereinander hängt, als wären sie aus einer Homer-Simpson-Denkblase abgeguckt. Und auf ein Schlusswort zu „Schwebend“, dem großen Gefühlsechtheits-Moment von „Zwischen den Runden“: Jupiter Jones können das besser.
    5/12 Daniel Gerhardt

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