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    Tom Waits
    Bad As Me

    VÖ: 21.10.2011 | Label: Anti/Indigo
    Text: Daniel Gerhardt
    Tom Waits - Bad As Me

    Der Blues, die Psychospielchen und kleinere Boshaftigkeiten können es nicht vertuschen: Tom Waits‘ 17. Studioalbum ist eine grandiose, verdrehte Partyplatte.

    Es gibt auf „Bad As Me“ Leute, die am Galgen baumeln, Soldaten, von denen nur noch ein Arm in der Jacke steckt, ein Neujahrslied für dysfunktionale Familien und „Mackey Debiasi“, dem die Frau weggelaufen ist. Es gibt „Hell Broke Luce“ mit Flea am Bass, Bush im Kopf und Duke-Nukem-Muskeln, das einen zur Mitte des Songs irgendwo kurz vor Bagdad 2003 aussetzt. Es gibt die Straßengraben-Balladen, das Winselnder-Hund-Winseln und flachmanngroße Lieder von direkt unter der Theke. Es gibt aber vor allem festzustellen, dass es nichts anderes gibt, wozu es sich schöner eckig bewegen lässt, nichts, bei dem das Mitsingen (-schreien, -keifen, -gurgeln, -grölen usw.) mehr Spaß macht als „Bad As Me“, die Platte, mit der Tom Waits endgültig das falsche Knopfloch erwischt. Sieben Jahre konnten seine Fans an der eigenen Lungenembolie arbeiten, jetzt ist man voll gefordert, wenn „Satisfied“ als ultimatives Vergnügungslied über einen hereinbricht und sich Waits das Attest dafür direkt von den Erfindern des Genres ausstellen lässt. Er singt von Mr. Jagger und Mr. Richards und davon, wo es juckt, und es wäre eine alberne Alter-Mann-Drohung, wenn er seine Stimme nicht besonders bemüht durch eine besonders enge Schrottpresse drücken würde. Das Lied gleich davor hieß „Kiss Me“ und klang wie in einem anderen Universum aufgenommen: Klavier, Kontrabass und Mann mit Hut an der Bar, ein Film-Noir-Video-to-be, das entweder mit Don Draper besetzt wird oder gar nicht gedreht werden muss. „Bad As Me“ beherrscht beide Welten und bewegt sich vielleicht sogar ein bisschen vorhersehbar zwischen runtergelassener Hose und zugeknöpftem Anzugmantel; Waits weiß das selbst und mischt die Karten noch mal durch, indem er das pittoreske Akkordeon-Heimatlied „Pay Me“ einem Soldaten in den Mund legt und das aufgekratzte „Get Lost“ zum Hohelied auf anhaltenden Sexualtrieb im fortgeschrittenen Alter erklärt. Angry young und dirty old man verschwimmen zu einer überbelichteten, überlebensgroßen Kunstfigur, in der vielleicht irgendwo ganz tief drin der echte Tom Waits steckt, auch egal. Die besten Antikriegslieder der Gegenwart gibt es jedenfalls umsonst dazu, der Blues hält wie immer alles zusammen, Keith Richards spielt sechsmal Gitarre, weil, warum nicht, und im letzten der drei Bonusstücke nimmt Waits vorweg, wie es nach dem Tod sein wird. „Like a child that’s fainting/ Like a wild ass painting.“ Man könnte einen Flugzeugträger auf seinem Rücken landen.

    weitere Platten

    Real Gone

    VÖ: 04.10.2004

    Alice

    VÖ: 06.05.2002

    Blood Money

    VÖ: 06.05.2002

    Mule Variations

    VÖ: 02.05.1999

    The Black Rider

    VÖ: 02.11.1993

    Bone Machine

    VÖ: 08.09.1992

    Big Time (Live)

    VÖ: 01.01.1900

    Franks Wild Years

    VÖ: 01.01.1900