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    Babel
    Crooked Timber

    VÖ: 18.06.2010 | Label: Songs & Whispers
    Text: Benjamin Adler
    9 / 12
    Babel - Crooked Timber

    Nicht von der Optik täuschen lassen: Der bitterböse Folkpop dieser gut gekleideten Briten hat mehr Dreck am Stecken als der Gauner auf dem „Wanted“-Plakat.

    Babel bringen einfach die nötige Outlaw-Attitüde mit, die ein Album wie Crooked Timber zum Überleben braucht. Bloß nicht noch eine Handvoll belangloser Cowboy-Floskeln ohne Feuer im Hintern, das sollen gefälligst die anderen Langweiler machen. Stattdessen setzen Babel auf grandiose, eigenwillige Melodien und auf den Punkt gespielte Songs zwischen lupenreinem Songwritertum und laut aufgedrehten Verstärkern. Das klingt oft wie mal eben aus dem Stegreif zusammengeschustert, aber in Wirklichkeit sitzt hier jede kleine Idee genau an der richtige Stelle – gerne auch mal wie im explosiven Never Had The Heart so viele davon, dass man drei Songs daraus machen könnte, einer schmissiger als der andere. Mit der Mittelfinger-Attitüde von Johnny Cash und der bodenlosen Tiefe von Mark Lanegan ist Crooked Timber so etwas wie die Antithese zum biederen Konfirmanden-Folk von Simon & Garfunkel. Hier wird auch mal mit obszönen Wörtern um sich geworfen, während man auf Rücksitzen von Polizeiautos sitzt. Da ist es fast schon als Seitenhieb zu verstehen, wenn es im trickreichen Seachange plötzlich „Have you heard the sound of the silence?“ heißt, nur um dann mit Paukenschlägen und durchdrehenden Violinen so richtig in die Vollen zu gehen. Der unwiderstehlich altbackene Groove im Schlusspunkt Hard To Love You erklärt dann auch dem letzten Skeptiker, warum Crooked Timber ein herausragendes Album ist: Weil es genau weiß, dass man sich mit großen Songs im Gepäck so ziemlich alles erlauben kann.