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    Motorpsycho
    Let Them Eat Cake

    VÖ: 01.02.2000 | Label: Stickman/Indigo
    Text: Alexandra Brandt
    Platte des Monats
    Motorpsycho - Let Them Eat Cake

    Und auch bei dieser neuen Motorpsycho-Platte, es ist übrigens ihre achte, steht wieder eine Frage im Vordergrund: Wie machen die das?

    Aus welcher Quelle schöpfen die drei ihre Inspiration, aus der immer wieder Lieder und ganze Alben entstehen, die immer wieder neu und anders sind, aber immer auch definitiv Motorpsycho, und vor allem: immer überzeugend. Jede ihrer Platten steht für sich, und von keiner könnte man behaupten, sie sei eher mittelmäßig gewesen (den stark geschmacksbedingten, Country-infizierten Soundtrack „The Tussler“ vielleicht außen vor lassend). Da darf man sich ruhig die Gewissensfrage stellen: Von wie vielen Bands hat man schon sieben Alben im Regal, die man aufrichtig super findet? Eben. Und nun darf man mit „Let Them Eat Cake“ noch ein achtes dazu stellen, das erneut schönste, formvollendete Motorpsycho-Songwriting-Kunst beinhaltet. Dass sich der Sound etwas ändern würde, hatte Sänger und Bassist Bent Saether schon im Vorfeld angekündigt – die zwei Haupt-Prämissen bei der Arbeit zu „Let Them Eat Cake“ lauteten diesmal: 1. Versuchen, Songs zu schreiben, die höchstens vier Minuten lang sind und 2. ein Album anzupeilen, das die 40-Minuten-Grenze so wenig wie möglich überschreitet. Groß angelegte Mammut-Werke habe man zur Genüge veröffentlicht, nun müsse man sich der Herausforderung stellen, ein knackig-kompaktes Album zu machen. Das haben sie nicht wirklich geschafft – nur vier der neun Stücke bleiben innerhalb des Vier-Minuten-Rahmens, die Gesamtspielzeit beträgt immerhin nur 45: 41 Minuten. Aber wen kümmern derartige Vorgaben, wenn unterm Strich wieder eine hervorragende Platte bleibt? Die Band glücklicherweise nicht, und einen Motorpsycho-Devotee auch nicht. Denn der weiß, dass die Norweger großartige Spannungsbögen kreieren können und solche sprengen eben das radiofreundliche Songformat. Was viel wichtiger und interessanter ist: „Let Them Eat Cake“ ist wohl das bisher poppigste Motorpsycho-Werk. Dass sie wahre Zuckerbäcker sind, was Harmonien und Melodien angeht, haben sie zwar schon vorher unzählige Male bewiesen, doch was sonst immer mit lauten Gitarren konterkariert wurde, steht jetzt oft im freien Raum. „Let Them Eat Cake“ kommt ohne Noise, ohne Eruptionen, ohne den Wall Of Sound aus, dafür besitzt es die schönsten, ausgefeiltesten Arrangements, die diese Band je gemacht hat. Vielleicht sind sie wie jede Gruppe, die ein ernsthaftes Interesse an Popmusik hat, mittlerweile bei den Beach Boys angekommen. Ob das sterbensschöne, Streicher-getränkte „The Other Fool“, das moody getünchte „Upstairs Downstairs“, bei dem Tenorsaxophon, Flügelhorn, Violinen und Cello zum Einsatz kommen, oder den Song auch nur im geringsten zu überladen oder „Big Surprise“, für das mir kein dämlicheres Wort als bezaubernd einfällt, das cool psychedelisch groovende „Walkin‘ With J.“ – andere Bands könnten dankbar sein, wenn sie nur einen dieser Songs in ihrer gesamten Karriere schrieben. Es muss eine sehr gesunde Balance zwischen sorgfältiger Arbeit an ihrer Musik und Intuition sein, die es Motorpsycho ermöglicht, so etwas hinzubekommen. Wahnsinnsplatte, wieder mal.

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