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    Baroness
    Blue Record

    VÖ: 16.10.2009 | Label: Relapse/Rough Trade
    Text: Jens Mayer
    Platte des Monats
    Baroness - Blue Record

    Der Nachfolger von Baroness’ „Red Album“ ist emanzipiert und setzt dazu an, das Geschwisterherz zu überflügeln. Metal? Schon, aber darin verschmelzen Stoner, Sludge, Prog, Psychedelic und Folk in atemberaubend filigraner Weise.

    Was haben sie da in Savannah/Georgia eigentlich im Trinkwasser? Wenn man Baroness spielen sieht und hört, könnte man schnell auf die Idee kommen, dass es sich dabei um bewusstseinserweiternde Substanzen handelt, so sehr steigern sie sich und ihre Musik in einen rauschhaften, hypnotischen Sog, der alles und jeden mitreißt. Aber keine Sorge, das ist keine abgefahrene Hippie-Mucke, die da vor sich hinjammt, das ist ein bis ins Detail abgestimmtes Kunstwerk. Das zweite Album von Baroness schafft es wirklich, die mit dem Debüt geschürte Euphorie und Hoffnung zu übertreffen. Und das rangierte schließlich auch schon auf einem Niveau, das andere gern erreichen würden, um sich darauf ausruhen zu können. Die „Blue Record“ geht weiter. Verfeinert, justiert nach, arbeitet sich ab. Verändert vielleicht (und Gott sei Dank) nichts an der eigentlichen Grundformel des wuchtig-epischen Baroness-Sounds, setzt aber dort an, wo er noch dringlicher auf den Punkt gebracht werden kann. Das stimmungsvolle Intro und Outro sowie je nach Zählweise zwei bis drei Interludes geben dem Album den herrschaftlichen Rahmen, in dem sich die Songs entfalten können. Und was das für Biester sind – gewaltig, Haken schlagend, treffsicher. Setzen die ersten drei Songs noch da an, wo der rote Vorgänger aufgehört hatte, überwältigt das akustische, auf die wohlig-harmonische Gesangsstimme von John Baizley bauende „Steel That Sleeps The Eye“ mit neuer Unberechenbarkeit. Nahtlos geht es im darauf folgenden „Swollen And Halo“ auf, einem Rockepos, das auch auf Mastodons „Crack The Skye“ gepasst hätte und sich in einen finalen Rausch steigert. Man kann die Arbeit von Schlagzeuger Allen Blickle bei Baroness gar nicht genug würdigen, drückt er der Band doch durch Spiel und Sound seinen einzigartigen Stempel auf, den Bassist Summer Welch perfekt umrandet. Nach dem Weggang seines Bruders Brian an der Gitarre kann auch Neuzugang Pete Adams Akzente setzen. Und Produzent John Congleton, sonst mit seiner Horror-Rockband The Paper Chase in ganz anderen Dimensionen unterwegs, findet den richtigen Sound zwischen Metal-Nostalgie und Futurismus. Aber über allem thront natürlich Mastermind John Baizley, dessen Visionen aus jeder Ritze der „Blue Record“ strömen. Sein mächtiger Gesang macht seine Allgegenwärtigkeit geradezu physisch erfahrbar. „A Horse Called Golgotha“ ist der bis heute beste Baroness-Song. Es verdichtet alle Trademarks der Band in einem Kraftpaket sondergleichen, das nach vorne prescht, innehält, sich die nötige Zeit und den nötigen Raum für atemberaubende Instrumentalparts (die Leadgitarre!) nimmt, dann doch wieder Fahrt aufnimmt – und in einem Refrain zum Niederknien gipfelt. Wer wissen will, was Baroness ausmacht: et voilà. Da ist es eine fast noch größere Überraschung, dass das anschließende „O‘er Hell And Hide“, in dem Baizley seine Dämonen beschwört, mithalten kann, während die Instrumente im Hintergrund wieder einmal Kapriolen schlagen. Keine Frage, Baroness haben mit der „Blue Record“ ihr frühes Meisterstück geschaffen. Nach dem hervorragenden „Static Tensions“ der befreundeten Kylesa in diesem Jahr wird Savannah allerspätestens jetzt als die Hauptstadt dieses Sounds offiziell anerkannt werden. Es scheint wirklich der ideale Ort, um modernen und progressiven Metal mit der Bluesseele der Südstaaten zu verschmelzen. Bei aller physischen Präsenz geben Baroness eben noch eine Art spirituellen Überbau mit, der Trost und Zuversicht spendet. Also kommt, ihr Metal- und Rockmusikfans, und stimmt ein in den Chor, der aus tiefstem Herzen singt: „Georgia, Georgia, the whole day through/ Just an old sweet song keeps Georgia on my mind.“

    weitere Platten

    Stone

    VÖ: 15.09.2023

    Gold & Grey

    VÖ: 14.06.2019

    Purple

    VÖ: 18.12.2015

    Yellow & Green

    VÖ: 20.07.2012

    Red Album

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