Health
Get Color

Das versprengte Häufchen aus Elend und Rest-Grungern, das sich also einfinden wird, um die Timbaland-Sachen aus der Halle zu buhen und ansonsten „Black Hole Sun“ hören will, bekommt seine Dosis deshalb schon im Voraus – „Get Color“ schiebt sich vor die Sonne, knipst das Licht aus und wäscht einem vorsichtshalber auch noch alle Farben aus dem Lieblingskarohemd raus. Wie es hier zischt und qualmt und zusammenbricht, wie sich das Tourette-Syndrom-Gedächtnisschlagzeug über die Ruinen erhebt und Sänger Jake Duzsik dazu seine geschlechtsneutralen Vocals verfremdet, bis er endgültig klingt wie die Schamanin irgendeines übrig gebliebenen Indianerstamms – das alles ist schon erdrückend in seiner kaputten Konsequenz und rohen Energie und selbstverständlich komplett unhörbar. Es ist aber auch ganz schön geil, nicht nur, wenn „Die Slow“ das allgemeine Chaos für drei Minuten unter Kontrolle kriegt und den Discofox des gestandenen Industrial-Rockers tanzt. Nur logisch deshalb, dass die offenbar völlig furchtlosen HEALTH auch schon im Vorprogramm der Nine Inch Nails aufgetaucht sind. Wer Musik nicht nur hören, sondern bis auf die Knochen spüren will, und wer außerdem das Liars-Album „Drum’s Not Dead“ für gute Unterhaltung hält, der darf sich hier gerne den Rest geben lassen.