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    Future Of The Left
    Travels With Myself And Another

    VÖ: 19.06.2009 | Label: 4AD/Beggars/Indigo
    Text:
    Platte des Monats
    Future Of The Left - Travels With Myself And Another

    Wer einen Song über die Alltagsproblemchen eines Familienvater gewordenen Satanisten schreibt, kann sie nicht alle haben. Oder er ist besonders klug, total zynisch und heißt Andy Falkous. Ein erster Höhepunkt post-Mclusky.

    Zwei Persönlichkeiten; etwas neben sich stehen. Das ist das Erste, was einem zu diesem Cover der kreativen Überreste der angestochenen Noiserock-Sau auf Crack namens Mclusky in den Sinn kommt. Hinzu kommt der Titel. Dann ist mitten drin in der Verabredung mit Andy Falkous, Sänger bei FOTL, Texter, Band-Diktator. Aber das würden nur böse Zungen behaupten. War schon „Curses“ ein echter Ritt, hat sich der Waliser noch mal genug Hass angestaut, um uns auf eine 100m-Schwimmbadrutsche aus Sandpapier zu schicken. Dass dabei so viele tatsächlich wunderschöne Melodien mitschwingen, die uns permanent auf den wunden Hintern pusten, fällt eigentlich kaum auf. Diese Band hat ihre Sprache gefunden, und in der ist es kein Widerspruch, zu drücken wie Tomahawk, zu bocken wie The Jesus Lizard und zwischendrin zu schwelgen wie Les Savy Fav in ihren seligsten Momenten.
    Hatte man den Eindruck, Mclusky bestünden vor allem aus einer Bassdrum und einer leeren Persiltonne als Snare, ist man hier überzeugt: FOTL sind eine Band. Da darf jeder gehört werden, und 2009 sind das vor allem noch mehr furzende Synthesizer-Lines als beim Debüt. Seinen Dead-Kennedys-Stil hat Falco entweder prima im Griff (letzter Song) oder er schickt ihn zugunsten von irrem Wutknatschen zur Hölle wie im ersten Song „Arming Eritrea“. Da bellt er einem direkt entgegen, was wir zu erwarten haben, hackt das Arrangement in Stücke, um es danach so richtig und mit vielen Oktavgriffen wieder zusammenzusetzen. „I’m an adult! I’m an adult!“ – wenn wir das nicht glauben, was dann? Selbst wenn der Zorn offensichtlich ist, vermag Falco es mittlerweile, ihm eine Melodie mit an die Hand zu geben, die im richtigen Moment den Zugang zu seinen Songs stark erleichtert. Das macht es einfacher, sich einzulassen, seine Texte überhaupt mitzubekommen, was grundsätzlich in einem besseren Verstehen der Vision von FOTL resultiert. Diese Platte zu hören und ihre Lyrics zu vernachlässigen wäre wie der befremdliche Effekt, einen Ferrari nur in der 30er-Zone zu fahren.
    Was uns unweigerlich zu „You Need Satan More Than He Needs You“ führt, dem zentralen Stück dieser Platte. Erst störrisch bocken, dann auf volle Breite ausfahren – ein ähnlicher Effekt wie bei „Arming Eritrea“, nur mit viel mehr Anlauf. „Clean up. Fetch the goat!“, trägt dem armen Satanisten die Frau am Telefon auf, während das Baby noch immer nicht gegessen hat. Alles klar?
    Das irrsinnig hohe Einstiegs-Niveau kann „Travels…“ natürlich nicht halten, bricht in der Mitte kurz ein, holt aber bei „Satan…“ wieder Luft, zieht an und findet mit dem lustigen Geschichtchen über Ex-Katholiken im Bus einen prima Abschluss. Es bleibt eine Frage: Warum muss ich bei „Throwing Bricks At Trains“ immer an „Twin Peaks“ und die seltsame Kriegsspiel-Verwirrung von Hotelchef Ben Horne denken?

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