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    Enter Shikari
    Common Dreads

    VÖ: 12.06.2009 | Label: Warner
    Text: Christian Wiensgol / Nils Klein
    Enter Shikari - Common Dreads

    Vier-Ohren-Test

    Liebe oder Hass. Das polarisierende Quartett lässt dem Hörer immer noch keine andere Wahl, erschwert dem Hasser seine aber. Bei „Take To The Skies“ war es einfach: Für den hippen Szene-Jüngling das Abgefahrenste seit Horse The Band, waren die Trance-Elemente für den bodenständigen Hardcoreler – milde und bildlich ausgedrückt – zu abgehoben. Enter Shikari waren entweder die Auferstehung oder der Untergang eines ganzen Genres. Und heute? Gehen sie noch mal einen gewaltigen Schritt weiter. In alle Richtungen. Aus dem Trance-Moshpit wird eine bunte Core-Kirmes ohne Netz, doppelten Boden oder irgendeine andere Begrenzung. Wer als erklärter Feind nicht schon nach dem Intro mit Einsetzen der Keyboard-Keule abschaltet, bekommt danach Probleme, den Kurs seiner festgefahrenen Meinung zu halten. Von allen Seiten hagelt es Genregrenzen, die die Briten mit kruden Ideen wegsprengen. Beispiel folgt: „The Jester“ beginnt jazzig, mit einem enorm gesteigerten Roughton „Rou“ Reynolds, der drauflos brabbelt, als sei er Mike Skinner höchstpersönlich (natürlich Kanonenfutter für hartnäckige Hasser), bis Stimme und Stimmung kippen; The-Prodigy-Lärm und eine Riff-Abfahrt der Marke Josh Homme übernehmen gleichzeitig das Steuer. Nicht die einzigen Streets- und Prodigy-Referenzen, nicht das einzige Mal, dass die Kinnlade vor lauter Wahnsinn zu Boden geht, und nicht der einzige Grund, warum mit diesem Album bei vielen aus Hass Liebe werden wird.
    8/12 Christian Wiensgol

    Kann mir bitte irgendein Klingeltonhamster den Gnadenschuss verpassen? Sonst muss ich noch länger Enter Shikari hören. Fakt ist, dass denen noch immer niemand gesagt hat, was für ein Stuss ihr musikalisches Aufbegehren doch ist. Screamo-Ballermann-Rave, das muss man sich mal in Ruhe vorstellen. Je länger man darüber nachdenkt, desto abstruser wird das dann auch. Da ist doch ab Bandgründung was falsch gelaufen, ist ja nicht so, als ob man mit „Common Dreads“ von einem Niveau abgerutscht sei, das „Take To The Skies“ nie hatte. Aber gut, vielleicht ist es der Zwang fehlender Alternativen, denn was würde passieren, würde man sich in letzter Konsequenz in einen hundsmiserablen New-Rave- und einen langweiligen Metal-Teil trennen? Geholfen wäre damit auch niemandem. Dann lieber die Kräfte vereinen und richtig scheiße sein. Überhaupt, als ob nicht schon genug Geschmacksverirrung im Spiel sei – diese Sprechparts, für die Mike Skinner eigentlich Markenrechte geltend machen müsste, wer kam denn auf die Idee? Wie geht das zu im Proberaum? Während die Band selbst 15 verschiedene CDs hört, macht jemand im Minutentakt die Tür auf, ruft eine Musikrichtung hinein, die überhaupt nicht zum Rest passt, und die Band nimmt es dankend als Stimulus auf? Letztens dachte ich übrigens, dass ich aus Versehen Enter Shikari hören wurde, weil ein undefinierbarer Schwall aus den Kopfhörern kam – aber da hatte sich einfach nur mein MP3-Player aufgehängt. Was für ein Sinnbild, hätte ich an seiner Stelle auch getan.
    2/12 Nils Klein

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