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    Gossip
    Music For Men

    VÖ: 19.06.2009 | Label: Columbia/Sony
    Text:
    9 / 12
    Gossip - Music For Men

    Beim letzten Album war der einzige Vorwurf, hier werde die ganze junge 80er-Posse von den Kills bis zu den Yeah Yeah Yeahs kopiert. Auf diesem kopieren sie sich selbst.

    Zugegeben, es ist schwierig bis unvorstellbar, Beth Ditto zu sein und nicht wie Beth Ditto zu klingen. Die schmerzfreien Kiekser, die eindringlichen Appelle, die im Nasenrücken nachzucken, die Schreie zum Refrain, unter denen noch so viele Bässe und Klatscher und Glöckchen synchron die Köpfe einziehen. Mit so viel Soul in der Stimme macht man nicht plötzlich, sagen wir, Instrumentalfolk. Was man macht, ist Rick Rubin anzuheuern, um zwölf Songs in Reihe den offiziellen Anstrich eines Albums verpassen zu lassen. Das war das zweite Problem beim letzten Mal, dass sich die Welt „Standing In The Way Of Control“, den Song, monatelang an die Brusthaare klettete und dabei „Standing In The Way Of Control“, das Album, größtenteils irgendwo liegenließ. Jetzt haben Radiosender und DJs ihre besten Plätze „Heavy Cross“ freigeräumt, der nächsten tollen Single mit vielen Oooohs und ordentlich aufgebauter Spannung, die sich auf Kommando entlädt. Dann gehen alle ab. Richtig aufregend bleibt aber, ob alles danach wieder so schnell vorbei und Mode sein wird, ohne dass jeder andere Song mindestens ein Mal ganz alleine auf dem MP3-Player war. Um Liebe, unerfüllt, zaghaft, idiotisch, geht es in feinen Variationen, denen bei vernünftigem Hinhören allesamt die Hände geschüttelt gehören. Den schleppenden Groove von „Four Letter Word“ rundet eine leidenschaftlich resignierte Buchstabiererei ab: „L is for leaving/ O is for our time/ V is for the voices warning me I’ll lose my mind/ E is for the ending, the unhappy ending.“ „Love Long Distance“ holt das funky Diskoklavier aus der Garage, in der übrigens auch Einzählen, Rumhusten und Anfangssummen standen, und ist mit markbohrend tragischen Zeilen wie „I called your number twice but it rang and rang“ schlagendes Argument, dass Beth Ditto überhaupt nur noch klagende Lieder über Telefone singen sollte. Andererseits sind da natürlich „Men In Love“ und sein Befreiungsrefrain im charmant sorglosen 60er-Kleidchen „Naaa nananaaa, men in love… with each other“ – und apropos soll der netteste stumpfe Plattentitel der Saison nicht unter den Tisch fallen. Geschenkt. Das tollste Covermodel seit Langem haben wiederum nur Gossip in den eigenen Reihen. Allein dafür lohnt sich Vinyl im Großformat.

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