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    Morrissey
    Years Of Refusal

    VÖ: 13.02.2009 | Label: Decca
    Text:
    Platte des Monats
    Morrissey - Years Of Refusal

    Vorbei die Zeit des Lamentos: Morrissey feiert wortgewaltig seine Einsamkeit und lässt seine Begleitband wirbeln und rocken…

    …was in den ersten Augenblicken klingt wie eine Mischung aus Status Quo und Social Distortion: Gitarrist Boz Boorer spielt ein Klischeeriff, Morrissey bringt sich in Stellung und singt mit viel Präsenz: „I‘m doing very well/ I can block out the present and the past now“, um später zu ergänzen: „There is no hope in modern life.“ Eine auffällige Text/Musikschere, denn es wäre leicht, auf diesen Rockrhythmus Zeilen aus dem AC/DC-Text-Automaten zu singen. Morrissey ist eben seit einiger Zeit der Ansicht, dass nicht mehr Fragilität der kongeniale musikalische Begleiter seiner Verse ist, sondern Kraftmeierei. Und die Band an seiner Seite erfüllt den Wunsch des Maestros nur zu gerne: Diese Jungs sind Rocker, spielten früher bei den Smashing Pumpkins (Drummer Matt Walker), den Red Hot Chili Peppers und Mother Tongue (Gitarrist Jesse Tobias) oder standen, wie der bärbeißige Boz Boorer, einer Rockabilly-Band vor. Morrissey hat sehr bewusst diese selbstbewusste Truppe zusammengestellt. Seit „You Are The Quarry“, dem großen Comeback im Jahr 2004, sagt er laut, deutlich und häufig, was besonders eifrige Morrisseyisten jahrelang am liebsten verleugnet hätten: „Ich, Steven Patrick Morrissey, bin ein Mann, ich habe einen Körper.“ Und den zeigt er derzeit öfter als der bleiche Nachbarsjunge seine Briefmarkensammlung: Kein Konzert mehr ohne zerrissenes Hemd, dazu eine Reihe von Plattenhüllen mit einem badenden Morrissey und jüngst sogar ein Bild von Sänger und Band im Peppers-Look – mit Vinylsingles statt Socken. Morrisseys offensichtliche Botschaft: Die selbstbewusste Zurschaustellung des eigenen (gealterten) Körpers ist die große Eitelkeitsgeste des ewig Einsamen. „Seht her, ich zeige mich. Ich gefalle mir – und ich brauche niemanden, der mir das im Schlafzimmer zuflüstert.“ Das „modern life“, mit dem Morrissey keine Hoffnung verbindet, ist das Leben in falschen Gemeinschaften und missratenen Gesellschaften. Also raunzt Morrissey auf dem neunten Soloalbum unter dem Titel „Jahre der Ablehnung“ alten Nervensägen hinterher, er brauche deren „homespum philosophy“ nicht mehr. Er stellt auch klar: „It‘s not your birthday anymore/ There‘s no need to be kind to you.“ Zu diesen Worten wirbeln die Trommeln und drücken die Gitarren – ein Crescendo, das den so typischen Melodiebögen des Steven Patrick Morrissey oft furios den Rücken stärkt, manchmal aber die Dynamik überzieht und den Sänger wie einen eitlen, alten Pfau dastehen lässt. Dann schon lieber Morrissey als Flaneur, der traumhaft elegant sein Herz einer Stadt zu Füßen legt („I‘m throwing my arms around Paris, because only stone and steel accept my love“). Oder als trockener Beobachter, der in „When Last I Spoke To Carol“ die Trompeten einziehen lässt, um vom Tod eben jener Carol zu berichten, der er bis zuletzt keine Liebe vortäuschen konnte.

    Trivia:
    Jerry Finn galt bei den Aufnahmen zu „You Are The Quarry“ als der wichtigste Mann hinter Morrisseys Neuerfindung: Der Produzent (bekannt durch seine Arbeit mit Rancid, Blink 182, Sum 41 oder Alkaline Trio) entwickelte ein neues, rockigeres Klangbett, auf dem Morrisseys Stimme mehr Kraft beweisen musste – eine Herausforderung, die der Künstler mit großem Verve annahm. Für „Years Of Refusal“ buchte Morrissey Finn erneut, die Aufnahmen fanden bis zum Frühjahr 2008 in L.A. statt. Kurze Zeit später stellte man bei Jerry Finn eine Gehirnblutung fest. Er starb am 21.8.2008 mit 39 Jahren.

    Equalizer
    01. Something Is Squeezing My Skull: 9
    02. Mama Lay Softly On The Riverbed: 8
    03. Black Cloud: 6
    04. I’m Throwing My Arms Around Paris: 11
    05. All You Need Is Me: 5
    06. When I Last Spoke To Carol: 10
    07. That’s How People Grow Up: 8
    08. One Day Goodbye Will Be Farewell: 7
    09. It’s Not Your Birthday Anymore: 8
    10. You Were Good In Your Time: 9
    11. Sorry Doesn’t Help: 5
    12. I’m OK By Myself: 6

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