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    Emirsian
    Yelq

    VÖ: 12.09.2008 | Label: Noise-O-Lution/Indigo
    Text:
    9 / 12

    Noch immer dunkel, nachdenklich und betont dezent in der klanglichen Ausgestaltung, hat Aren Emirze auf seinem zweiten Soloalbum dennoch die Hoffnung gefunden.

    Man hat es ja nun gerade in den letzten Jahren häufiger erlebt, dass aufrechte Noiserocker, die langsam in die Jahre kommen, ihre Liebe zu stiller, handgemachter Musik entdecken. In vielen Fällen ist das eher unnötig, eine Form von tönendem Selbstzweck; der Deutsch-Armenier Aren Emirze hingegen, sonst Frontmann der seit 15 Jahren lauthals aufspielenden Harmful, entdeckte schon mit seinem Solodebüt „A Gentle Kind Od Disaster“ vor gut eineinhalb Jahren seine leise, bedächtige und sanftmütige Seite auf bestechende Weise. Wo das Debüt deutlich infiziert und in seiner gesamten Idee überhaupt erst initiiert wurde durch den Tod seines Vaters – was das Grundgefühl der Platte höchst melancholisch werden ließ –, kehrt mit seinem zweiten Solowerk „Yelq“ nun Hoffnung ein. Dieses eigenartige Wort beschreibt im Armenischen so viel wie „Umbruch“ oder „Neuanfang“, und exakt so soll diese Platte verstanden werden. Zwar beginnt auch „Yelq“ wieder mit einer traditionellen armenischen Komposition, die er auf einem Tape seines verstorbenen Vaters fand, von welchem Aren auch für das Debüt einige Momente zitierte und sampelte; dies ist aber die einzige offensichtliche Verbindung. Denn Emirze, aktuell mit großer Begeisterung den Vaterfreuden entgegen blickend, steckt mittlerweile in einer ganz anderen Lebenssituation. Und da sein Projekt Emirsian von Anbeginn als höchst intime und persönliche Angelegenheit gedacht war, überträgt sich sein Lebensgefühl unmittelbar auf die Musik. Und doch: Ein leicht beschwingtes Sommerstückchen ist auch „Yelq“ nicht geworden. Emirsians Songwriting ist nun einmal eine mystische, schwer greifbare und introspektive Art zueigen, die sich selbst in den fröhlicheren Momenten unmittelbar offenbart. Mehr noch als auf dem Solodebüt erlaubt er sich zudem die Freiheit klanglicher Experimente – immer wieder streut er Versatzstücke armenischer Folklore ein oder verzichtet zuweilen auf rhythmusgebende Instrumente, um den leise gezupften Akkorden und seiner Stimme maximalen Raum zu geben. Kurzum: Wo „A Gentle Kind Of Disaster“ der außergewöhnlich überzeugende dunkle Tunnel der Verarbeitung war, ist „Yelq“ nun das Licht am Ende desselbigen. Obgleich ein Licht, das zuweilen noch eher diffus strahlt – dafür aber höchst aufrichtig, wahrhaftig und einnehmend.

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