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    Say Anything
    In Defense Of The Genre

    VÖ: 29.02.2008 | Label: Red Ink/Sony
    Text: Jens Mayer
    Say Anything - In Defense Of The Genre

    Totaler Größenwahn oder Meisterwerk? Mit einem Doppelalbum, 27 Songs, 23 Gastmusikern und einem Titel als Manifest gibt sich Max Bemis als der letzte Verteidiger des „echten“ Emo-Genres. Ein vergebliches Unterfangen?

    Das Cover gibt die Richtung vor: Da stehen sich die alten Greise mit Gehhilfen und Krückstöcken, und die kleinen Rotzbengel mit Dreirädern und Windeln gegenüber, bereit, die (letzte?) große Schlacht zu schlagen. Bleiben die alten Errungenschaften bestehen oder wird eine Revolution neue Regeln mit sich bringen? Das Backcover zeigt: Die Alten haben keine Chance, die Bengel triumphieren. Wer sich mit dem Vorgänger „…Is A Real Boy“ beschäftigt hat, weiß wie sehr Max Bemis Ironie liebt und sein proklamierter Endkampf um den Erhalt seines favorisierten Genres (mit dem er den US-Indierock/Emo der Get Up Kids, Saves The Day und Promise Ring meint und nicht aktuell unter den Titel fallenden Lala-Pop-Punk) durchaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist. Dennoch ist sein Unterfangen gewaltig, nach dem Quasi-Musical folgt nun also ein Doppelalbum mit einer Gesamtspielzeit von fast 90 Minuten, das dieses Mal zwar keine zusammenhängende Geschichte erzählt, aber den subjektiven Erzählstil Bemis’ beibehält; die selbstironische Thematisierung seiner manisch-depressiven Erkrankung und (etwas zu häufig) sein Sexleben. Überhaupt Humor: Man muss sich daran gewöhnen, dass man es hier mit einem sehr eigenwilligen Kopf zu tun hat, ein Slam-Poet, ein Typ wie – auch auf einer ganz anderen Spielwiese – Adam Green. Musikalisch reflektiert das Sammelsurium sein Gefühlschaos: Indie- und Punkrock, Pop-Punk, Elektro-Spielereinen, Screamo, Akustisches – kleine Oden an die Welt eines jungen verwirrten Erwachsenen. Dabei wird sich zuckersüßen Genre-Hits verweigert; keine Refrains, die bis zum Erbrechen wiederholt werden oder Melodien, die einem beim zehnten Mal hören aus den Ohren heraus hängen. Was nicht heißt, dass hier nicht zahlreiche Hits zu finden wären (der Einstieg „Skinny, Mean Man“, die Broadway-Swing-Nummer „That Is Why“, der straighte Punksong „People Like You…“, die Single „Baby Girl, I’m A Blur“ etc. pp.). Das Aufgebot der Gastsänger ist umfangreich wie die Songanzahl, Gerard Way, Pete Yorn, Adam Lazzara (TBS), Chris Carrabba, Chris Conley (Saves The Day) und Matt Skiba (Alkaline Trio) sind nur einige davon. Für ein Doppelalbum halten Say Anything konstant ein hohes Niveau. Trotzdem bleibt es nicht aus, dass vor allem die zweite CD so manches verzichtbare Stück enthält. Gestrafft und um eine gute Handvoll Songs gekürzt wäre man dem Vorgängeralbum auf Augenhöhe begegnet.

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