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    The Raconteurs
    Consolers Of The Lonely

    VÖ: 25.03.2008 | Label: Xl/Beggars/Indigo
    Text:
    Platte des Monats
    The Raconteurs - Consolers Of The Lonely

    Es braucht gar nicht viel, um die Einsamen zu trösten und auch jene zu beglücken, die vorher schon zufrieden schienen. Denn berührende Musik bedarf keines großen Aufwands, sondern vor allem der Leidenschaft und Inspiration. Und in dieser Hinsicht macht den Raconteurs niemand etwas vor.

    Zumindest vermittelt „Consolers Of The Lonely“ jederzeit den Eindruck, als wäre dieses Album lässig aus der Hüfte gefeuert worden. Nichts klingt auch nur im Entferntesten bemüht oder verbissen, auch wenn der Perfektionist Jack White seinen Partner Brendan Benson und die Spielgefährten Keeler und Lawrence sicherlich mit Details genervt haben dürfte. Denn es sind natürlich die Kleinigkeiten, die dieses erfrischend unbekümmerte, hemmungslos krachige Aus-dem-Bauch-raus-Aufspielen so besonders klingen lassen. Man glaubt hier einer beseelten Session live im Proberaum beizuwohnen, die Gitarren klingen heiser, brüchig und irgendwie genial daneben, der Bass knarzt wie ein kaputtes Transistor-Radio, die Snare peitscht und hallt vibrierend nach, während die Becken scheinbar ungebremst scheppern. Über all dem thront Whites überdrehtes Organ, das immer haarscharf an der Grenze zur Hysterie entlang spaziert.

    Dass dieses explosive Gemisch nie wirklich ins Chaos abgleitet, sondern stets differenziert und stimmig daherkommt, ist die große Kunst dieses Kunstwerks. Und natürlich das exquisite Songwriting, das auch scheinbar Unmögliches unter einen Hut bekommt. „The Switch And The Spur“ sticht da besonders hervor. Tex-Mex-Fanfaren läuten einen Zickzack-Ritt durch einen Querfeldein-Parcours ein, bei dem sich andere leicht ein paar Halswirbel brechen würden. Ein schier unbeschreibliches, Schwindel erregendes Musikmelodram, und auch die rasenden Gitarren des folgenden „Hold Up“ besitzen das Potenzial, dem Hörer ein Stück seines Verstandes zu rauben. Da kommen die Slidegitarren von „Top Yourself“ gerade recht, befeuern sie doch einen vergleichsweise entspannten Song, der sich mit Suizidmodalitäten beschäftigt. Gar nicht so düster dagegen klingt „Many Shades Of Black“, das mit glitzernden Orgeln, funkelnden Bläsern und viel Schmelz in Whites Stimme 60er-Jahre-Las-Vegas-Revue-Grandezza verströmt.

    Auch jenseits der künstlerischen Seite ist den Raconteurs ein Geniestreich gelungen. Vom Zeitpunkt des finalen Mixes bis zur Auslieferung an den Handel ließen sie nämlich nicht die obligatorischen drei Monate vergehen, um der üblichen PR-Maschinerie den nötigen Spielraum zu gewähren. So ist „Consolers Of The Lonely“ die krasse Antithese zu Axl Roses musikgeschichtlichem Treppenwitz „Chinese Democracy“, denn das Meisterwerk stand kaum zwei Wochen nach dem Mastering in den Läden. Ein dreifach schlauer Zug. Erstens lässt dies den Piratenplattformen keine Zeit zur Schadensanrichtung, zweitens kann man es prima als Fanfreundlichkeit verkaufen, wenn die Medien nicht bevorzugt behandelt werden, und zu guter Letzt ist „Consolers Of The Lonely“ durch diese ungewöhnliche Aktion jede Menge Aufmerksamkeit gewiss, ohne dass für Promotion- und Marketingmaßnahmen ein Haufen Geld hingeblättert werden muss. Diese Aufmerksamkeit ist ohne Zweifel hoch verdient.

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