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    The Notwist
    The Devil, You + Me

    VÖ: 02.05.2008 | Label: City Slang/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    The Notwist - The Devil, You + Me

    Es geht zwar mit dem Teufel zu, aber trotzdem nicht schief: „The Devil, You + Me“ überrascht und überzeugt nach sechs Jahren Albumpause als sperrig-souveräne Leistungsschau.

    Vorher hatte es wie immer bei The Notwist nur zwei Sicherheiten gegeben. Erstens, dass die neue Platte anders werden würde als ihr Vorgänger „Neon Golden“, den man langsam einloggen kann als homogenste und tiefste Hitplatte des Jahrzehnts. Und zweitens natürlich, dass trotzdem wieder alles gut wird, selbst wenn diesmal usbekische Flötenmusik auf den Notenblättern gestanden hätte. Bevor es so weit kommt, machen The Notwist aber doch lieber eines ihrer seltenen Lieder mit Rückversicherung im eigenen Backkatalog, quasi um wieder warm miteinander zu werden: „The Devil, You + Me“ beginnt als Echo ihrer schrulligen Indierock-Phase Mitte der 90er – bis hin zu Markus Achers lakonischem Gesang, der dem launischen Nicht-Refrain von „Good Lies“ partout eine Silbe zu viel reinwürgen möchte. Danach öffnet sich die Platte schnell in alle für The Notwist denkbaren Richtungen und funktioniert vor allem wegen der unaufgeregten Selbstverständlichkeit, mit der sie Dinge stemmt, an denen sich andere Bands regelmäßig Hexenschüsse heben. „Where In This World“ sitzt mit großer Geduld vor musikalischen Puzzleteilen aus Orchesterfetzen, Klavier- und Bläser-Bruchstücken, Martin Gretschmanns hinterlistiger Elektronik und allerlei anderen Störgeräuschen – es durchläuft einen ähnlichen Spannungsaufbau wie „Your Alphabet“, das allerdings nicht jede Idee seiner Schöpfer in sich reinfrisst, sondern irgendwann mit biestiger E-Gitarre sehr bestimmte Schlussstriche zieht. Für „The Devil, You + Me“ ein echter Out-of-Character-Moment: Obwohl es schon mit den ersten vier Songs seine besten Ressourcen verheizt, ist es eine Platte, die niemals durchhängt, sich und alle Zuhörer stets im Griff hat und unumstößliche Ausgeglichenheit bis in die Spitzen ihrer sechs kleinen Finger demonstriert. Nur wer sich von The Notwist abermals fremdartig beschriftete Wegweiser für die nächsten fünf Musikjahre erhofft hatte, kann von dieser Platte enttäuscht sein. Allen anderen bleibt ein Einfühlungsvermögen im Umgang mit der eigenen Musik, wie man es ähnlich ausgeprägt zuletzt bei Radiohead nachhören konnte. Wie schon deren „In Rainbows“ lässt sich auch „The Devil, You + Me“ als Platte einer Band verstehen, die nicht mehr stürmt oder drängt, aber trotzdem beweglich bleiben will, neue Ausdrucksmöglichkeiten im Detail entdeckt und sich nicht zu fein ist für kleine Leichtigkeiten – wie das hopsende Klavier und der irgendwo tief unter „Boneless“ vergrabene Hit beweisen. Man kann also weiterhin ganze Lexika lesen, um etwas über Musik zu lernen. Man kann aber auch einfach The Notwist hören.

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