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    Gavin Portland
    Views Of Distant Towns

    VÖ: 23.11.2007 | Label: 12 Tonar/Cargo
    Text: Jens Mayer

    Wenn es darum geht, dem Post-Hardcore eine hoffnungsvolle Perspektive zu geben, war und ist Nordeuropa Dreh- und Angelpunkt. Nach Schweden (Refused, Breach) und Norwegen (JR Ewing) setzen Gavin Portland aus Island diese Tradition fort.

    Sigur Rós, Múm und zuletzt Ólafur Arnalds: Nicht nur die Apostrophe vereinen diese herausragenden isländischen Bands, sondern auch ihre musikalische Perspektive, die sich mit einer träumerischen Melancholie beschreiben lässt und einer zur Weite der größten Vulkaninsel der Welt analogen schwebenden Klanglandschaft, die Frieden und vor allem Einheit mit der Natur transportiert. Wer darauf hofft, dass ihn Gavin Portland in ähnlicher Weise beglücken, muss enttäuscht werden. Das noch nicht einmal halbstündige Debütalbum der vier Reykjaviker reduziert Post-Hardcore auf seine Basis, die sie nur deshalb so unerbittlich eisig-klar freilegen, um das ihr innewohnende Feuer anschließend umso stärker zu entfachen. Gavin Portland sind so ungemein kontrolliert auf der einen und so leidenschaftlich auf der anderen Seite, dass einem unweigerlich die Vergleiche zu den prägenden Bands der nordeuropäischen Gefilde in den Sinn kommen müssen: Breach, Refused, JR Ewing – sie alle gibt es nicht mehr, doch mit Gavin Portland scheint sich ein würdiger Erbfolger gefunden zu haben. Ob die entfesselten Hymnen wie „Breathing Is Hard Work“, „A Cool Way To Hold Hands“ oder schleppend-noisige Stücke wie „The Yesterday Code“, „This Is My Body, This Is The Blood I Found“ oder „Watch Out For The Bears“ die an Fugazi, Shellac oder The Jesus Lizard denken lassen – die Band beherrscht diese Spielarten mit einer selbstbewussten Sicherheit, die größten Respekt verdient. Hier passt wirklich alles zusammen. Das spartanische Artwork und die entfesselten Liveshows komplettieren das Bild einer Band, die gerade mal zwei Jahre existiert und bereits mit diesem Debütalbum auf Augenhöhe mit den ganz Großen steht. Das Schöne ist, dass das Potenzial von Gavin Portland mit Sicherheit noch nicht ausgeschöpft ist. Wo landet die Band, wenn sie sich in den nächsten Jahren so entwickelt, wie sie es bisher getan hat? Sicher ist, dass „III: Views Of Distant Towns“ eines der wichtigsten (Post-)Hardcore-Alben des Jahres geworden ist, ganz sicher das wichtigste eines Newcomers. Nach Minus ist es seit langer Zeit das lauteste Signal dieser faszinierenden und sich dem Außenstehenden nie ganz erschließenden Insel. Gavin Portland machen Schluss mit Apostrophen, Träumereien und gemütlichen Ohrensesselfantasien von Elfen.

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