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    Elliott Smith
    New Moon

    VÖ: 07.05.2007 | Label: Domino/Rough Trade
    Text:
    Elliott Smith - New Moon

    Zwei Dutzend alte Lieder, die allermeisten zum ersten Mal zu hören: Mehr und mehr vervollständigt sich das Bild des großen, tragischen Songwriters.

    Die Fingerübung ist in allen Kunstrichtungen beliebt. Ein Schriftsteller übt sich an kleinen Situationsbeschreibungen oder Dialogentwürfen, ein Maler an Skizzen, ein Schauspieler an Mimiken vor dem Spiegel. Seltsam eigentlich, dass die Fingerübung in der Rock- und Popmusik keine große Rolle spielt. Da blickt man schon irritiert, wenn eine Band wie unlängst Travis eine Woche lang bei Produzent Brian Eno einkehrte, ohne dass es eine Aufnahme der Session auf die neue Platte geschafft hätte. Klingt nach vergeudeter Zeit, ist für den kreativen Prozess einer Band aber eigentlich unverzichtbar. „New Moon“ versammelt im Grunde nichts anderes als Fingerübungen. Elliott Smith nahm diese Lieder zwischen 1994 und 1997 auf; die beiden regulären Alben in dieser Periode hießen „Elliott Smith“ und „Either/Or“ und waren seine Durchbruchsplatten. Das Niveau, auf dem er in diesen Jahren arbeitete, war atemberaubend hoch – und die Befürchtung, es bei den (bis auf drei Ausnahmen) unveröffentlichten 24 Songs auf „New Moon“ mit zweitklassigem Material zu tun zu haben, schon deshalb unbegründet. Hinzu kommt, dass man ernsthaft die Qualitätskontrolle des Künstlers in Frage stellen muss. Es gibt hier Lieder zu hören, die Smith nicht allen Ernstes zu den Akten gelegt haben kann. „Go By“, „Looking Over My Shoulder“ oder „Whatever (Folk Song In C)“ sind sanfte Geständnisse größter Intensität. Man will schwelgen, schluchzen, schreien – der Gefühlshaushalt kommt da gar nicht mehr nach. Bis auf den dann doch zu streng formulierten Selbsthass „New Monkey“ hört man auf allen Lieder nur Vocals und Gitarre. Von den opulenten Arrangements späterer Alben gibt es hier nicht einmal Andeutungen; der einzige Produktionstrick, den Smith zulässt, ist die gedoppelte Stimme, die bei manchen Aufnahmen klingt, als hätten die Vocoderstimmen der Elektronikfraktion über Nacht eine traurige Seele bekommen. Wer „New Moon“ aufmerksam hört, wird immer wieder andere typische Versatzstücke finden. So taucht die Grundharmonie des Klassikers „Miss Misery“ (hier mit einer alternativen Versionen vertreten) immer mal wieder auf; fast scheint es, als habe Smith andere Lieder aus diesem abgeleitet. Eine Fingerübung von überaus hohem Wert.

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