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    Turbostaat
    Vormann Leiss

    VÖ: 17.08.2007 | Label: Same Same But Different/Warner
    Turbostaat - Vormann Leiss

    4-Ohren-Test

    Ganz ehrlich, „Flamingo“ und „Schwan“ machten aufmerksam – einen ähnlich kongenialen Songtitel wie „Drei Ecken – ein Elvers“ muss man auch erstmal finden –, aber das reichte noch nicht, um diese Band aus dem Norden weiter vorne im Gedächtnis zu behalten. In dieser Liga waren alle Plätze schon belegt, da schwirrten Namen wie Dackelblut, EA80, Blumen Am Arsch der Hölle und Boxhamsters herum und hatten es sich seit langer Zeit gemütlich gemacht. Und dann packen Turbostaat einfach mal den Hammer aus und kloppen sich mit einem Album den Weg frei, das einen wahrscheinlich erst 30 Minuten nach dem letzten Ton wieder durchatmen lässt. Das dritte Album ist für Turbostaat keine Exkursion in den Diskurspop oder ähnliches geworden, ab dem ersten „Guten Tag“ vom Opener „Harm Rochel“ behält man dieses Rachutsche, aggressive Timbre von Sänger Jan im Ohr. Und es soll beileibe bitte niemand das Wort Deutschpunk in den Mund nehmen. Diese Texte bewegen sich im Rahmen exaltiert kryptischer Slogans, banale „Dagegen!“-Plattitüden sollen doch die anderen schreiben. Aber trotz der kühlen Distanz ist man spätestens beim zweiten Durchlauf dazu bereit, jede Silbe mit voller Inbrunst zu verteidigen und mitzusingen. Dazu eine druckvolle Instrumentsektion im Rücken, die fast so klingt, als hätten die Wipers bei einer nächtlichen Autobahnfahrt zwischen Flensburg und Kiel erst so richtig kapiert, was Wehmut bedeutet. Ganz groß, schauen wir mal, ob es vielleicht noch wächst.
    9/12 Nils Klein

    Mannomann, was wurde geklappert und gerührt im Vorfeld dieser Platte. Jetzt ist „Vormann Leiss“ da – und die sorgsam aufgetürmte Erwartungshaltung blanker Enttäuschung gewichen. Denn musikalisch gleicht sich das Gros der versammelten hitzig herausgepressten (Post-)Punk-Adrenalinbomben wie ein Ei dem anderen: Achtelbass, breitflächige Gitarrensalven im Refrain, dazu Jans erratische Proklamationssalven, limitiert auf zwei, drei Noten. Basta. Beim in der Tat eingängigen „Harm Rochel“ hegt man noch Hoffnung, bei „Schalenka Hase“ beginnt man, sich am Kopf zu kratzen, bei „Hau ab die Schildkröte“ schließlich versteht man die Welt nicht mehr. Deshalb der ganze Zinnober? Blieben die ach so visionären Texte. Von „Gebilden, die die Tristesse behandeln und einen an Autos, die einem entgegenkommen, und an Monster, in denen Monster sitzen, denken lassen“ radebrecht – offenbar angesteckt – der Begleittext. Richtiger wäre: Unter einem Haufen zwangsoriginellster Songtitel verwelken Stilblüten olympischen Ausmaßes. Slogan jagt Slogan, ein krudes Bild das nächste. Gut, hie und da treffen Turbostaat ins Schwarze mit ihren Alltagsfetzen. Bloß hängen bleiben will wenig. So ähnlich muss sich ein vollverspoilerter Ferrari mit 50-PS-Diesel anfühlen. Wer Schuld trägt am Debakel? Der Frosch, ihr Nordmenschen, der war’s jedenfalls nicht.
    5/12 Patrick Großmann

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