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    Machine Head
    The Blackening

    VÖ: 23.03.2007 | Label: Roadrunner/Warner
    Text: Oliver Uschmann
    Platte des Monats
    Machine Head - The Blackening

    Die USA führen einen aussichtslosen Krieg, jeden Tag sterben Soldaten im Irak und das Fadenkreuz richtet sich schon neu aus. Der amerikanische Traum liegt am Boden. Das ist nicht neu. Es kommt nur darauf an, wie man die Wut darüber ausdrückt. Hören wir Machine Head zu.

    Die Psychologie lehrt uns, dass es nur zu 10 Prozent darauf ankommt, was wir sagen, aber zu 90 Prozent darauf, wie wir es sagen. Rob Flynn hat das verinnerlicht, denn „The Blackening“ bestellt das abgedroschene Feld der Kritik an Amerikas Kriegstreiben so atemberaubend, dass man mit jedem Takt und jedem der unzählbaren Tempowechsel vor das weiße Haus ziehen und den arroganten Großmachtmännern links und rechts eine verpassen will. Der Grund für die unvergleichliche Energie dieser Platte liegt darin, dass sich bei ihrer Entstehung die zwei stärksten Motivationen begegneten, die einen Metal-Mann antreiben können: Ehrgeiz und Zorn. Zunächst zum Ehrgeiz: Wie in dieser Ausgabe zu lesen wollte Robb Flynn endlich seinen Meilenstein in den langen Geschichtspfad des Metal rammen. Zu diesem Zweck warf er Bescheidenheit und Reduktion über Bord und öffnete handwerklicher Komplexität und Aufwand Tür und Tor. „Clenching The Fists Of Dissent“ und „A Farewell To Arms“ öffnen und schließen die Platte mit jeweils über zehn Minuten pro Stück. Schleichende Eröffnung, Double-Bass-Vollgas, Bremse, Mosh-Pit-Stop, Drei-Zeilen-Refrain, Klaps auf den Hintern, Abfahrt, Solo, Break und wieder auf die Strecke. Nach sechs Minuten leitet dann ein hysterischer Solo-Orgasmus zum kollektiv-stampfenden „Fight! Fight! Fight!“-Teil in AC/DC-„T.N.T.“-Manier, um das Schlachtfeld schließlich vollkommen frei zu machen für einen Mann und seine melodische Klage unter verhangenem Himmel. Lange dauert sie nicht, bis wieder kurz gerannt wird und das Stück über durch die Zähne gepresste, sich steigernde Wut zum finalen Riffanfall aufschwingt. So geht es zu, die ganze Zeit. Der einzige Nachteil dabei: Außer dem ausgerechnet Nu-Metal-Elemente benutzendem „Halo“ mit seinem Bombenrefrain hat die Platte keinen Hit, sondern lebt als kleinteiliger Bastelkasten für den Moment. Der allein wäre nicht so überwältigend und funktionierte auch nicht, wäre nicht jede Zeile mit einer Aggressivität aufgeladen, die sich derart ungebrochen und brutal sonst eher bei den Labelkollegen Hatebreed findet. Wo Slayer in ihren Texten rein fiktionale Figuren sprechen lassen und so immer eine spielerische Ebene in ihre Wutbrocken einziehen, brüllt sich Robb Flynn hier seine Wut aus dem Leib. Besonders eindrucksvoll in „Aesthetics Of Hate“, dem Stück gegen einen rechtskonservativen Internetjournalisten, der zwei Tage nach dem Mord an Dimebag Darrell in seinen Blog schrieb, dass es schon den richtigen getroffen habe, da derlei Subjektive ohnehin die Moral verderben. Diese Missachtung des Lebens aller, die nicht auf „der richtigen Seite“ stehen, kennzeichnet den ganzen hanebüchenen Fundamentalismus, gegen den dieses Manifest seine Fäuste erhebt und um sich schlagen muss, weil es zugleich seine Hilflosigkeit beklagt. Im Finale „A Farewell To Arms“ fantasiert Flynn sogar den Untergang der eigenen Nation herbei, deren Hals bald von den Söhnen derer gebrochen werden wird, denen sie im Namen der „Freiheit“ das Leben genommen haben. Die letzten Worte dieser unglaublichen Platte: „What have we become? What have we become? What have we become? What have we become? God save us.“

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