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    Arcade Fire
    Neon Bible

    VÖ: 02.03.2007 | Label: City Slang/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    Arcade Fire - Neon Bible

    Glaubensfragen und Lebensabsagen, das jüngste Gericht und die Kirche, aus der der Soundtrack kommt: „Neon Bible“ fordert viel, hat noch mehr vor und vergisst auch das Belohnen nicht.

    Man muss da unterscheiden: Einerseits gibt es das oft zitierte, angeblich „schwierige“ zweite Album, bei dem sich das Schwierigsein vor allem aus Erwartungshaltung und öffentlichem Interesse ergibt; Dingen also, mit denen die betroffene Band erst in zweiter Linie zu tun hat. Es gibt aber auch das zweite Album, das deshalb schwierig ist, weil es von vornherein keine Lust darauf hat, sich das Leben leicht zu machen. Bloc Party haben gerade erst so eine Platte gemacht, politischer, flexibler und weniger zugänglich als ihr Debüt, und mit dem neuen Arcade-Fire-Album ist das auch so eine Sache. Die amerikanischen Exil-Kanadier haben sich eine Kirche in der Nähe von Montreal gekauft, sie zum Studio umgebaut, aber der Versuchung widerstanden, eine offensichtlich sakrale, überkandidelte und -ambitionierte Platte darin aufzunehmen. Tatsächlich entfaltet sich „Neon Bible“ erst mit der Zeit, blüht nur langsam auf, weil es seltener von der alten Hysterie und trotzigen Euphorie angesteckt wird, die das unmittelbar wahnsinnige Debütalbum „Funeral“ ausgezeichnet hatten. Die aufbrausende Single „Intervention“, befeuert von Kirchenorgel und Albtraumversen, die das Wort „gottesfürchtig“ in neue Kontexte rücken, muss deshalb eine Ausnahme bleiben. Es geht stattdessen um die Details, den aufwendig ausbalancierten Sound, die erhaben dröhnenden Bläser am Ende der Amerikaabsage „Windowsill“, die formationsfliegenden, feinsinnig arrangierten Streicher von Owen Pallett (Final Fantasy), aus denen immer wieder einzelne Instrumente ausbrechen, um sich doch sofort wieder einzuordnen. Eine disziplinierte Platte – aber auch eine Kriegsplatte, mit einem Bein schon drin im dritten Weltkrieg, mit dem Zeigefinger im Gesicht der Menschen, die ihn verursachen könnten. Die unaufhaltsam marschierende Akkordeon-Hymne „No Cars Go“ von der ersten EP wurde dafür neu bearbeitet und wiederbelebt, vielleicht weil sie so sinnvoll überleitet zu den Abschlussbemerkungen von Sänger Win Butler, der mit „My Body Is A Cage“ den schwer verletzten Soulman unter seiner Brust entdeckt. Danach donnert noch mal die Kirchenorgel los. Sie haut das ganze mühsam zusammengesetzte Album in Fetzen. Was bleibt: ein Tausend-Teile-Puzzle aus den Stücken sechs gebrochener, nordamerikanischer Herzen. Eine schwierige, aufreibende, im Endeffekt großartige zweite Platte. Viel Erfolg damit.

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