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    El*ke
    Wir müssen hier raus

    VÖ: 26.01.2007 | Label: Labels/EMI

    4-Ohren-Test

    Was wir als aufgesetzt oder indiskutabel empfinden, ist immer eine Frage der Relation. Gerade der Rock’n’Roll lebte einmal davon, simpel und direkt zu sein, bis die feinen Unterschiede, die früher die hohe Kunst vom Zirkus für den Pöbel trennten, komplett in den Rockbereich hineinkopiert wurden. Heute herrschen dort verschiedene Geschmacksaristokraten. Lemmy Kilmisters heiseres Gekeife finden sie authentisch, das von Peter Bolmer nicht. Wenn Danko Jones oder die Hellacopters sich in simpel formulierten Wilde-Männer-Klischees suhlen, ist das cool, wenn El*ke es machen, nicht. Wo die Ramones, die Beatbands der 60er oder die Neue Deutsche Welle einen naiven, blauäugigen Minimalismus zusammentexten durften, bricht auf diese drei ehemaligen Provinzler und Wahlberliner das Scharfgericht herein. Dabei sind El*ke – mal ganz abseits jeden Urteils – die einzige deutsche Band, die einen derart ungebrochen Haudrauf-Rock zwischen o.g. coolen Säuen, Stoner Rock, Streetpunk und Therapy? spielt, der ganz bewusst den direkten Weg nimmt und sich beim zweiten Album zurück in die alte Meppener Scheune und in die Hände eines verdienten Livemischers begab, der sonst selten Studioalben produziert. Es ist eben – entgegen Kollege Plauks kleiner Lästerei in der letzten Ausgabe – im Falle El*ke nicht lächerlich, dass sie nach dem Debüt direkt ein Live-Album rausgehauen haben. Diese Band lebt musikalisch wie poetisch von einer halsbrecherischen Gedankenlosigkeit, die es momentan kein zweites Mal in diesem Land gibt. Schade nur, dass die auch den Blick dafür verstellt, dass das breite Noise-Ende von „Es tut so weh“ sogar ernsthaft an Mogwai erinnert. Da sollten sie anschließen, meinethalben auch mal wortlos.
    Oliver Uschmann 7

    Schon das Debüt „Wilder Westen“ war viel zu plakativ geraten. „Wir müssen hier raus“ unterbietet aber nicht nur den Vorgänger deutlich, sondern belegt beim Niveau-Limbo einen Spitzenplatz, vom Auftakt bis zum bitteren Ende, einem Dialekt-Hidden-Track. „Spuck nicht in mein Essen rein“ eröffnet das Album mit einem zweieinhalbminütigen Haudrauf-Instrumentalpart, der noch das Highlight des Albums darstellen wird. Denn schon der zweite Song, au weia: „Ich mag dich, ich mag dich, ich mag dich, ich, ich mag dich, oh, ich mag dich, immer mehr. Ich mag dich, ich mag dich, ich mag dich, ich, ich mag dich, oh, ich mag dich, sogar sehr.“ Heieiei. Soll das irgendwie dadaistisch, subversiv, aufs Nötigste reduziert sein? Oder ist es doch nur der Bodensatz deutschsprachiger Textkultur? El*ke haben nicht das Geringste auf dem Kasten. Was an sich nicht weiter schlimm wäre, wenn sie es hielten wie rund 82 Millionen anderer Deutscher, die auch keine Alben veröffentlichen. Stattdessen: Melodien, die bissig sein sollen, den Hörer aber höchstens in die Tischplatte beißen lassen. Die Arrangements? Grobschlächtig, dagegen sind Rammstein noch Feinmotoriker. Die Stimme? Sorgt in ihrer gepressten, aufgesetzten Heiserkeit im besten Fall für Heiterkeit. Die Texte? Nur noch so viel: „Wir müssen hier raus. Ich halt’s nicht mehr aus.“ Oh ja. Wenn das die Hoffnung einheimischer Rockmusik sein soll, will man lieber ganz schnell auswandern.
    Armin Linder 2

    weitere Platten

    Häuser stürzen ein

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    VÖ: 04.04.2005