Naked Lunch
This Atom Heart Of Ours

Den Mist hat diese Band hinter sich. Das Album in der Schwebe hat sie gemeistert, die Platte, für die erst ein Label und dann ein Publikum gefunden werden musste. Für Naked Lunch wurde sie Kraftakt, Befreiungsschlag und Triumphzug zugleich; sie schaffte einen Elektro-Pop-Spagat von verblüffender Schönheit und brachte die Klagenfurter in die angenehme Position, praktisch alles machen zu können. Gerne verlieren Bands dann ja ihren Biss, Naked Lunch aber sind noch ambitionierter geworden, haben sich nochmal gestreckt und widmen sich nach ihren „Songs For The Exhausted“ nun den ernsthaft Verwundeten. Die Stimmung ist umgeschlagen ins schüchtern Optimistische, die Songs klingen sanfter und versöhnlicher, Sänger Oliver Welter erklärt uns die Liebe in einfachen, ungeschönten Worten mit dem stimmlichen Äquivalent eines Dackelblicks. Alles ist dabei noch poröser geworden, die Elektronik zaghafter, das Vertrauen aufs Nötigste gestiegen. Das Titelstück braucht nur noch Geisterchor und Kirchenorgel, „My Country Girl“ schlägt alle Angriffe von Schlagzeug und Effektgeräten souverän zurück. Und am Herz des Albums wacht ein unscheinbar vertändelter Song, vier Minuten Lennon/McCartney, die man sich einrahmen und aufs Nachttischchen stellen möchte. Naked Lunch haben ihn „Military Of The Heart“ genannt. Sie sind die Heilsarmee der Popmusik.