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    Damien Rice
    9

    VÖ: 24.11.2006 | Label: 14th Floor / Warner
    Text:
    Damien Rice - 9

    Sein Debüt war Konsensplatte und Jahrhundertalbum, und die nach langer Wartezeit endlich vorliegende zweite Sammlung des irischen Songwriters ist nur marginal weniger brillant.

    Um diese Lieder herum bleibt alles karg. Das Albumdesign ist wie gewohnt schlicht, der Informationsgehalt gering. Auch wird Damien Rice keine Interviews geben. Man kann nicht sagen, dass der Ire sein Schaffen als Songwriter in großem Maße mit Persönlichkeit dekoriert – ein Umstand, der ihn entscheidend von Kollegen wie Sufjan Stevens (der Konzeptualist) oder Rufus Wainwright und Antony (die Schausteller) unterscheidet. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Inhalt, den Liedern von „9“ also, dem lang erwarteten Nachfolger des immer wieder sprachlos machenden Debüts „O“, das bei vielen Leuten vom Tag des Kaufes an in unmittelbarer Nähe zur Stereoanlage liegt, weil man es immer wieder als Wärmekissen benötigt, wenn die innere Heizung ausfällt. Es ist daher eine gute Nachricht, wenn Rice in den knappen Linernotes sagt, einige der neuen Songs böten nichts Neues. „9 Crimes“ und „The Animals Are Gone“ manifestieren zum Auftakt die Konzentration auf Bewährtes: Das Erste ist ein Klavierstück mit – wie schon auf vielen Songs von „O“ – Lisa Hannigan als stimmlichen Sidekick, das Zweite ein todtrauriges Lied über das erste Aufwachen nach der Trennung, wenn plötzlich die Haustiere weg sind. Später kriecht dann die Kälte durch die Fenster und das Cello in den saisonalen Killervers „They call it christmas when the adverts begin“. Damien Rice ist ein Meister solcher Momente, die einem vor Schönheit hyperventilieren lassen. Wobei: Keine Schönheit ohne Gefahr. „Rootless Tree“, der Hit der Platte, geht in einem „Fuck you!“-Chorus auf, das Kernstück „Elephant“ hat einen überbordenden Mittelteil, das E-Gitarren-Experiment „Me, My Yoke And I“ klingt die wie die paradiesische Vision von den White Stripes mit Jeff Buckley an den Vocals. Rice gönnt sich mit Freude diese Widerhaken. Sie sind im wichtig, weil die Käufer in den Megastores wissen müssen, dass er kein Kopfkissenbarde wie James Blunt ist. Doch gerade in den unerwarteten Momenten reicht das neue Album nicht an „O“ heran, als Rice eine finnische Opernsängerin und eiskalte Toten-Chöre integrierte. Rice beendet diesen dichten Reigen dann doch, wie es sich für einen Songwriter gehört: mit einem Lullaby, inklusive 16-minütigem digitalen Ausklang. Danach ist alles gesagt – und sprachlos ist nach so viel Brillanz nicht nur der Künstler.

    weitere Platten

    O And The B-Sides

    VÖ: 10.01.2005

    O

    VÖ: 25.08.2003