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    Emirsian
    A Gentle Kind of Disaster

    VÖ: 18.08.2006 | Label: Nois-O-Lution/Indigo
    Text: Patrick Großmann

    Ein akustisches Konzeptalbum über den Tod des geliebten Vaters? Könnte peinlich werden. Doch Harmful-Kopf Aren Emirze gelingt ein fragiler Blick mitten ins blutende Herz.

    Es ist ja im Grunde keine Neuigkeit: Nichts ist so wahrhaftig wie gelebtes Leben. Karekin Emirze war Musiker aus Leidenschaft, ganz wie sein Sohn. Ein Einwanderer, der seine armenische Heimat stets im Herzen bei sich trug. Als er vor drei Jahren starb, hinterließ er einen Haufen rauschender Kassetten, einen Riss in der kulturellen Identität seiner Kinder – und eine Menge Fragezeichen, die Filius Aren nun künstlerisch verarbeitet und umkreist. Wären Harmful bekannter und damit mehr als ein heillos unterschätzter Insidertipp auf der musikalischen Landkarte, man witterte sogleich die billige PR-Masche, befeuert von der (berechtigten) Hoffnung auf die allgegenwärtige Sensationsgier der MTV-Generation. Emirze indessen nimmt man ohne Wenn und Aber ab, dass er, zerrieben zwischen den beiden Welten, die sein Dasein prägen, gar nicht anders konnte, als sich dem geliebten, oft vermissten Vater und Vorbild qua Musik posthum zu nähern. Und wie er das tut, das ist schlicht ergreifend. Ob das hinüber nach Griechenland schielende Folklore-Interlude, das durch „Dialogue“ schunkelt, ein wunderschönes Cello in „Alone“, der Simon & Garfunkel-Shuffle von „Wide Awake“ oder die Stimme von Blackmails Aydo Abay, die dem tieftraurig wimmernden Kleinod „Satisfied“ erst das Sahnehäubchen aufsetzt – Emirze trifft den Ton. Natürlich hört man die Vorbilder heraus: Nick Drake, Smog, Eels, die leiseren Vertreter von Saddle Creek. Und, immer wieder beinahe überdeutlich, Elliott Smith (besonders bei „So Near“). Dabei ist es egal. Ganz am Ende steht mit „Achtschig Sirunag“ (auch das ist an sich vermintes Gebiet) eine im Duett dargebrachte Komposition des Vaters. Hier jedoch behauptet es sich – mit Herzblut zusammengebastelt aus betagten Kassettenrekorder-Mitschnitten aus der familieneigenen Küche sowie Emirzes sensibler Neueinspielung – als emotionaler Schluss- und Höhepunkt, armenisch gesungener culture clash und schräg-schönes, jenseitiges Avantgarde-Abenteuer in einem. System Of A Down mit anderen Mitteln. Was für das verwunschene „Cut The Line“, den zweiten Zwiegesang des einzigartigen Albums, genauso gilt. Diese Gänsehaut vergisst du nicht so bald. „One door closes others open“, schreibt Aren im Booklet. Selten war diese Einsicht wahrer als hier.

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