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    Greg Graffin
    Cold As The Clay

    VÖ: 07.07.2006 | Label: Anti/SPV

    Zugegeben, es stellt für den Punkfan eine Herausforderung dar, sich mit den traditionellen Bluegrass und Gospel-Arrangements auseinanderzusetzen, denn wo sein erster Alleingang noch als Bad-Religion-Unplugged-Platte durchging, habe er nun zu zeigen versucht, wie er von anderen, scheinbar grundverschiedenen Genres geprägt wurde und wird, beteuert Greg Graffin.

    Wobei schon seine Auswahl der Folksongs, die teilweise bereits von Bob Dylan, Johnny Cash oder Joan Baez bearbeitet wurden, den Weg über den Protestsong zum Punk aufzeigt. Doch – soviel sei versichert – die Beschäftigung damit wird sich als definitive Bereicherung erweisen. Es soll Menschen geben, die lauthals „Little Sadie“ oder „Willie Moore“ mitsingend ertappt wurden, obwohl sie die Stücke anfangs kaum ertragen konnten. Denn selbst bei möglichst originalgetreuer Instrumentierung mit Banjo, Mandoline und Fidel, drängen sich bei den Melodien und Strukturen immer wieder erstaunliche Parallelen auf. Man höre beispielsweise „California Cotton Fields“, ein Cover eines Countrysongs von Dallas Frazier, das im Punkgewand mit Sicherheit einen 1a-Bad-Religion-Hit abgeben hätte. Als Herzstück erweisen sich darüber hinaus die von Graffin stammenden Stücke. Zusammen mit den Weakerthans-Musikern Stephen Carroll, Jason Tait, Greg Smith eingespielt, zeugen sie von seiner Liebe zum Country-Rock im Stile Neil Youngs, Gram Parsons oder The Band und demonstrieren abseits jeder Punkattitüde sein Talent, durch Texte und Gesang eine eindringlich berührende Stimmung zu erzeugen. Wunderbar.

    Jens Mayer – 9

    Warum müssen alle amerikanischen Musiker auf Egotrip den gleichen Pfad einschlagen? Immer wenn ein Punk-, Emo- oder Hardcore-Frontmann mal was ganz alleine machen will, kommt entweder Singer/Songwriter-Geschwurbel, Country-Sozalisierungsgeseibel oder Folk-Fantastereien dabei heraus. Rocky Votolato und Chris Carabba gehören da zu den Guten, die New Amsterdams alias Matthew Pryor oder Jonah Matranga mit seinen Onelinedrawings belegen ein solides Mittelfeld. Bei wem der Ofen aber ganz aus ist, steht über dieser Rezension. Greg „Ich habe meinen Doktor gemacht!“ Graffin hat sich von seiner Religion gelöst und versucht sich als zartbesaiteter Crooner für die Aged-Punk-Generation. Was dabei herauskommt? Natürlich dufte dürftiger Countryschmalz, der tatsächlich so altbacken und herrlich ehrlich daherkommt wie ein „Salt Lake City Special“ auf WDR 4. Unter den Tisch darf leider auch nicht die nölige Folk-Facette fallen, die untermauert wird von staubig-steifen Traditionals. Reden wir mal Klartext: Ginge es hier nicht um den Bad-Religion-Sänger, niemand interessierte sich ernsthaft für diese Platte – ausgenommen er ist beinharter Country-Conaisseur. Mag sein, dass Johnny Cash mit seinem Werk einiges für das Genre an Kredibilität gutgemacht hat – das sollte trotzdem nicht bedeuten, das sich jeder Punk/Emo-Hanswurst mit seiner schnarchigen Sologrütze aus dem Hobbykeller ans Tageslicht drängen muss. Diese Platte ist mindestens so schwiemelig wie Modeleisenbahnbau.

    Jan Schwarzkamp – 4

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