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    Mogwai
    Mr. Beast

    VÖ: 03.03.2006 | Label: Rock Action/PIAS
    Text: Oliver Uschmann
    Platte des Monats
    Mogwai - Mr. Beast

    Wie viele der ganz großen Kleinen waren Mogwai einst Innovatoren, spielen heute in ihrer eigenen Liga und modulieren nur ihren Kosmos.

    Diesmal sollte das Pegel wieder Richtung Radau ausschlagen – herausgekommen ist straff inszenierte Schönheit von großer Präsenz. „Wenn ich an eine wirklich ’schwere‘ Platte denke, denke ich genauso an ‚Songs Of Love And Hate‘ von Leonard Cohen wie an die letzte Sunn O))).“ Diese Aussage von Mogwai-Sänger und Gitarrist Stuart Braithwaite trägt unendlich zum Verständnis davon bei, was ihre Musik und die entfernt artverwandter Bands ausmacht. Ein melancholischer Songwriter und eine extrem langsame Doom-Combo als Eckpfeiler wirklicher heavyness, die eben nicht aus maximaler Lautstärke und aggressivem Gepeitsche entsteht, sondern aus Intensität und Präsenz. Verrannten sie sich nach eigenem Empfinden zuletzt zu sehr im stillen Minimalismus, sollte „Mr. Beast“ wieder ihre Leidenschaft für den Lärm betonen, was besonders im entfesselt malmenden „Glasgow Mega-Snake“ in den Vordergrund tritt, einer wundervollen Noisewand-Walze. Ein exzessiver kleiner Anfall, ein Wühlen im Dreck, dem unheimlich viele Momente formvollendeter Klarheit gegenüberstehen. Allen voran die Single „Friend Of The Night“ mit einer Melodie zum niemals Vergessen; ein Etwas von zeitloser Schönheit, das im Geiste über verlassene Abendlandschaften und erleuchtete Großstadtfenster fliegt, um wortlos die Welt zu kommentieren. In „Acid Foot“ stellt Braithwaite einen kleinen Drumcomputer neben den Kamin und haucht zu dessen tapsigen Auslassungen mit Pedal-Steel-Guitar Wärme ins Haus; selbst wenn es lauter wird, flechtet die Band reichlich Pop-Appeal in ihr kontrolliertes Unwetter, das immer wieder Ruhepausen lässt, in denen der eben noch prasselnde Regen an den Blatträndern abtropft. Unverständlich, wie manche Internet-Vollkrakler die Musik dieser Band immer noch als paranoid oder suizidal bezeichnen können, wo dem Soundgewächs Mogwai doch die disziplinierte, perfekte Schönheit aus jeder Pore tropft. Wenn das Paranoia ist, will man nur noch verrückt sein. Allein das Gesamtbild: dramatisches, aber nicht kitschig aufwallendes Piano-Marsch-Intro, Lärmklumpen, Pluckerballade, Atmosphäre mal drei, Hit, Atmosphäre mal zwei, dann ein sachte schwingendes Sprechgesang-Stück mit Tetsu Fukagawa von Envy am Mikrofon und zum Finale schließlich der ganz breite Eleganz-Radau, der das Leitmotiv vom Beginn wieder aufgreift und das kleine Epos rahmt. Qualitativ kann man Mogwai nur vorwerfen, sich weiter ausschließlich im eigenen Rahmen zu bewegen, aber Herrgott, in diesen Rahmen passt die Welt. Konzeptionell bleibt das Besondere an dieser Musik, dass sie sorgsam mit Klang umgeht und dabei dennoch ekstatisch ist. Dass sie Geist und Körper, Formstrenge und Freiheit versöhnt. Und schließlich, dass sie auf massive und nahezu eingängige Art einlöst, was Freigeister wie Black Dice oder diverse Doom-Extremisten noch radikaler versuchen: maximale Bauten zu errichten, ohne dabei ein Imperium sein zu wollen.

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