Samiam
Clumsy (Platten der Neunziger)

Eine ganz schön hinterlistige Platte, welche uns die Pop-Punk-Pioniere Samiam da im Jahre 1994 mit „Clumsy“ beschert haben. Das Major-Debüt auf Atlantic gehört entgegen aller Sellout-Befürchtungen nämlich doch zur absoluten Elite der Vordrängler-Alben. Die eigentlich eher unscheinbar verpackte Scheibe der Jungs aus Berkeley versteht es nämlich wunderbar, die große Konkurrenz aus dem Emo-Lager mit einem Punkrock-Ellenbogen zur Seite zu schubsen, um es sich dann vor allen anderen Alben in den Kassettendecks und Stereoanlagen dieser Welt gemütlich zu machen. Das liegt zum einen an der unverwechselbaren Schmachtstimme von Wonneproppen Jason Beebout, und zum anderen an den rockigen Gitarren-Sehnsüchteleien aus der Feder von Sergie Loobkoff und James Brogan. Kleine und große Evergreens schütteln sich auf „Clumsy“ die Hand und verteilen abwechselnd zärtliche Streicheleinheiten und kräftige Fußtritte. Während die frühen Samiam-Werke wie „Billy“, „Soar“ oder das selbstbetitelte Debüt ihren Charme vornehmlich aus dem rumpeligen Sound und einem eher noch ungeschliffenen Songwriting beziehen, markiert „Clumsy“ ein neues Level in Sachen Samiam-Perfektion. Das Material präsentiert sich unbekümmert wie eh und je, ist aber insgesamt nachvollziehbarer und eingängiger gehalten. Brillante Songs wie „Capsized“ und „Stepson“ sind schon nach kurzer Zeit so etwas wie alte Freunde, die man nie vergisst. Melancholisch aber niemals weinerlich, aufreibend und gleichzeitig beruhigend – all das ist „Clumsy“. Atlantic waren 50.000 verkaufte Einheiten eines kleinen Meilensteins jedoch nicht genug, und so dauerte es geschlagene drei Jahre, bis das schwedische Label Burning Heart die Band aus ihrem Knebelvertrag freikaufte und das nicht minder feine „You Are Freaking Me Out“-Album veröffentlichte. Wahre Fans tun eben alles für großartige Bands…