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Track by Track: So klingt das neue Metallica-Album "Hardwired...To Self-Destruct"

Track by Track: So klingt das neue Metallica-Album „Hardwired…To Self-Destruct“
Noch gut zweieinhalb Wochen dauert es, bis das neue, zehnte Metallica-Studioalbum "Hardwired…To Self-Destruct" am 18. November erscheint. VISIONS-Redakteur Dennis Drögemüller hat die Platte bereits vorab in New York gehört – und schildert euch hier Song für Song seine ersten Eindrücke aus der Listining Session.

CD 1

01. „Hardwired“ (3:09)

Der seit August bekannte Titelsong ist mit nur rund drei Minuten Spielzeit nicht nur der mit Abstand kürzeste auf „Hardwired…To Self-Destruct“ – wie er nach dem von Machinengewehr-Snare und dazwischengeschossenen Thrash-Gitarren dominierten Intro im Geiste von „…And Justice For All“ losstürmt, ist auch sonst nicht wirklich repräsentativ für den Rest des Albums. James Hetfields aggressiver Gesang trägt den harten, schnellen Song, dem etwas mehr Melodiefarbe gut getan hätte.

02. „Atlas, Rise!“ (6:28)

Eines der Highlights der Platte: Vom unentschlossenen Intro fällt der Song in eine Art vorwärts marschierenden „Master Of Puppets“-4/4-Groove, für den sich melodisch emposchraubenden Refrain greift die Band auf Harmoniefolgen von „Ride The Lightning“ zurück. Am Ende des Solos demonstrieren Hetfield und Kirk Hammett noch, wie gut sie melodische NWOBHM-Doppelleads können – nicht zum letzten Mal auf der Platte. Und: Inhaltlich verweben Metallica hier sehr schön das Thema des Albums – menschliche Selbstzerstörung, Gier und Hybris – mit dem griechischen Mythos von Atlas, der die Welt auf seinen Schultern tragen muss.

03. „Now That We’re Dead“ (6:59)

Der Song startet mit rollendem Tom-Drumming, danach entwickelt sich ein Midtempo-Groove, der deutlich macht, wo sich „Hardwired…“ besonders viel Inspiration geholt hat: In der DNA der Platte steckt jede Menge „Black Album“ (1991), der Thrash der Frühphase hat nur hier und da seine Auftritte. Im Pre-Chorus dürfen die Gitarren nochmal hypermeldoisch aufdrehen, bevor Lars Ulrich sich den Song in Form eines drückenden 4/4-Grooves zurückholt.

04. „Moth Into Flame“ (6:08)

Die zweite Vorabsingle glänzt direkt mit Harmonie-Metalgitarren, danach kratzt die Gitarre im Midtempo. Überraschend ist vor allem der zwischenzeitliche Thrash-Sprint, auf den erst ein melancholischer Gitarren-Lead folgt und auf den Hetfield Gesang wie aus der „Load“-Ära aufsetzt. Auch hier gibt es ein klassisches „Black Album“-Schema zu hören: Nachdem der melodisch angewachsene Refrain in der entscheidenden Zeile gipfelt, kippt der Song marschierend in sein Grundriff zurück. Hammett testet hier erstmals auf der Platte sein geliebtes Wah-Wah-Pedal.

05. „Dream No More“ (6:29)

Das ist doch… – „Sad But True“ mit seinem ikonischen, schlicht-schleppenden Rhythmus liefert die Blaupause für dieses Groove-Monster, das auch im Verlauf nicht viel mehr Fahrt aufnimmt. Ulrich drängt mit Hi-Hat-Spielereien und wuchtigen Schlägen auf die Snare nach vorn, der Star ist aber der Gesang: Hetfields Stimme bekommt Gesellschaft (von sich selbst?), die mehrstimmigen Harmonien klingen beinahe nach Alice In Chains. Eine Nuance, die man so von Metallica noch nie gehört hat. Und im Text gibt es ein Wiedersehen mit Cthulu.

06. „Halo On Fire“ (8:15)

Das Epos der Platte: Stakkato-Azente von Gitarre und Schlagzeug gehen über in melodische Doppelgitarren, aus wuchtigem Riffing wird zunächst aber eine Metal-Ballade: Arpeggierte Gitarren und ein dahinwandernder Bass erzeugen eine Traum-artige Atmosphäre, im Refrain kommt dann der erwartete, heftige Ausbruch. Eine Weile pendelt das Stück als nächtlich-dunkle Hymne zwischen cleanen Gitarren und saftigen Verzerrer-Einsätzen, die Faust reckt sich dazu fast wie von allein. Das lange, hypnotisch-melodische Outro greift das Motiv des Refrains noch einmal auf.

CD 2

07. „Confusion“ (6:43)

Ulrich will den Hörer unmittelbar in den zweiten Teil des Albums hineinziehen und hämmert zu Beginn gewaltige Akzente aus der Snare-Drum. Wieder stampft ein Song im mächtigen 4/4-Beat der „Schwarzen“, aber nachdenklicher, über die Rhythmus-Gitarre streut Hammett immer wieder kleine, solotaugliche Einwürfe. Der Leadgitarrist, der wegen seines verlorenen Iphones voller Riff-Ideen auf „Hardwired…“ keinen einzigen Song, sondern nur Solos geschrieben hat, feiert hier seinen ersten ganz großen Moment auf der Platte – trotz oder gerade weil er mit seinem Wah-Wah das „Enter Sandman“-Solo erfolgreich nochmal neu denkt.

08. „ManUNkind“ (6:55)

Das Überraschendste hier ist nicht das wenig dezente Wortspiel, sondern das Intro: Rob Trujillo verdient sich seinen einzigen Songwriting-Credit des Albums, indem er ein hochmelodisches Bass-Vorspiel besteuert, wie man es ihm anhand seiner eher tieftönenden Livesolos kaum zugetraut hätte. Wirklich in Kontakt kommt das aber nicht mit dem Song, der danach mit wuchtigem Drumming zur „Black-Album“- und Lars-Ulrich-Show wird. Der Groove ist irgendwie krumm, der Song wirkt leicht zerrissen, Stakkato-Riffing, plötzlicher Melodiegesang und ein lospreschendes Hammett-Solo bilden nur eine vage Einheit. Eine Herausforderung.

09. „Here Comes Revenge“ (7:17)

Erneut kommt „Enter Sandman“ zu Ehren, dieses Mal zitiert Ulrich das Tom-Schlagzeug. Hetfield singt ahnungsvoll und bedrohlich, die Gitarren atmen den Vibe der ersten drei Alben, im Text stützt eine Kain-und-Abel-Referenz das biblische Thema Rache. Wie Hammett dann seinen Gitarrenhals hinaufrutscht und dabei ein manisches Kreischen erzeugt, klingt vielleicht auch deshalb so beeindruckend, weil hier die Ideen ansonsten nicht ganz über die sieben Minuten des Midtempo-Stompers tragen.

10. „Am I Savage?“ (6:30)

Breite Basstöne und offene Gitarren leiten den Song langsam ein, dann kreischt schon eine Gitarre hinein. Auch hier schleppt und groovt es von Anfang bis Ende, vorm und im Solo scheinen Schlagzeug und Gitarren förmlich Hindernisse überklettern zu müssen, so schwerfällig ruckt der Song sich vorwärts. Hetfield dehnt seinen Gesang der Musik entsprechend aus, manche Silben haben Kaugummi-Charme. Und Hammett aktiviert schon im Refrainaufgang sein Wah-Wah, um für ein paar Effekttupfer zu sorgen.

11. „Murder One“ (5:45)

Die großen Metallica würdigen den vielleicht noch etwas größeren Lemmy Kilmister, indem sie den Text fast komplett aus Motörhead-Anspielungen und Textzitaten – „White lines fading/ The iron horse rolls on and on and on“ – zusammenpatchworken. Der Song dazu arbeitet sich über den verwaschenen „Welcome Home (Sanitarium)“-Gitarrensound und ein „One“-Zitat zu einem weiteren schweren Groove vor. So ganz kommt der Song aber nicht aus dem Tritt – im Gegensatz zu Kirk Hammett, der über das unspektakuläre Riff einen so wahnwitzigen Solo-Ritt legt, wie er ihn selten in seiner an Highlights reichen Karriere gespielt hat.

12. „Spit Out The Bone“ (7:09)

Ulrich überschlägt sich zum Abschluss noch einmal fast auf der Snare, der Song rast in bester „Battery“-Manier als Thrash-Orkan vorwärts, der halsbrecherische Off-Beat lässt keine Chance zum Nachdenken. Hier und da knirschen die Gitarren fast wie auf „St. Anger“, das Hammett-Solo dagegen ist fast klassischer Natur. Ein würdiger Abschluss, der erfolgreich den Bogen zum Opener schlägt.

Video: Metallica – „Hardwired“

Video: Metallica – „Moth Into Flame“

Video: Metallica – „Atlas, Rise!“

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