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Draußen! Die Alben der Woche

Draußen! Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Nick Cave & The Bad Seeds,
Jack White,
Wilco und
Self Defense Family. Zur Platte der Woche küren wir "Away" von Okkervil River.

Nick Cave – „Skeleton Tree“

Mitten in den Aufnahmen zum 16. Studioalbum von Nick Cave & The Bad Seeds starb Caves 15-jähriger Sohn Arthur, als er unter Drogeneinfluss von einer Klippe stürzte. Der Verlust hat die Sessions zu „Skeleton Tree“ – während derer auch ein zugehöriger Film namens „One More Time With Feeling“ entstand – nicht geprägt, sondern sie samt der Songs an sich gerissen. Diese klingen wie etwa in der Vorabsingle „Jesus Alone“ mal wie raumlose Ambient-Spoken-Word-Experimente, mal wie getragene Gospels. Deutlich wird dabei, dass Cave im Schmerz nach sich und einer Stimme suchte, um mit dem Geschehen zurechtzukommen. Wie wenig ihm das gelungen ist, dokumentiert ein Album, dessen Textzeilen nicht so ausgefeilt und rund sind, sondern holpern und auf den Rhythmus prallen – und metaphorisch, aber sehr explizit mit dem Verlust ringen. Ein intensives, düsteres, hochemotionales Album, das musikalisch hinter Caves sonstigem Spätwerk zurückbleibt, nein: bleiben musste.

Album-Stream: Nick Cave & The Bad Seeds – „Skeleton Tree“

Jack White – „Acoustic Recordings 1998-2016“

Eine Art Best-of-Album war bei Jack White als einem der einflussreichsten Blues-Erneuerer dieser Zeit eigentlich schon längst fällig. Mit „Acoustic Recordings 1998-2016“ gibt es nun eine Compilation, die sich aus Akustikaufnahmen Whites aus den vergangenen 18 Jahren mit den White Stripes, den Raconteurs und als Solokünstler speist. Hier finden sich zahlreiche bereits bekannte B-Seiten, wie das von Beck produzierte „Honey, We Can’t Afford To Look This Cheap“ oder die Bluegrass-Version von „Top Yourself“; mit „City Lights“ findet sich sogar ein zuvor unveröffentlichter Track aus der „Get Behind Me Satan-Ära der White Stripes. Eine reine Raritätensammlung ist die Platte allerdings auch nicht, denn auch Tracks der beiden Soloalben „Blunderbuss“ und „Lazaretto“ sind vertreten. Bei seiner Musik überlässt White nichts dem Zufall – da ist auch „Acoustic Recordings 1998-2016“ keine Ausnahme.

Album-Stream: Jack White – „Acoustic Recordings 1998-2016“

Wilco – „Schmilco“

So folkig und entspannt klangen Wilco noch nie: Auf ihrem zehnten Studioalbum „Schmilco“ hält die Band um Frontmann Jeff Tweedy die Gitarren bis auf ganz wenige Ausnahmen komplett unverzerrt. Die Band verzichtet im Gegensatz zu ihrem Gesamtwerk auch weitestgehend auf größere Experimente – sowohl die Instrumentierung als auch die Arrangements sind eher minimalistisch und zurückhaltend ausgefallen. Das Album beginnt mit sanften Akustiksongs, die stellenweise fast schon an die ruhigeren Balladen von The Shins erinnern. Darauf kommen dann aber auch wieder Songs wie „Nope“ und „Quarters“, die Wilcos charakteristische Country-Qualitäten zum Vorschein bringen und in die sich die vereinzelte elektrische Gitarre schleicht. Später kommt auch noch die Orgel dazu, aber dabei bleibt es dann auch – und das Ergebnis ist schön. „Schmilco“ ist zwar eines der einfacheren Alben in Wilcos Diskografie, aber sicherlich nicht langweilig. Denn es erzeugt eine ganz ruhige Stimmung, mit der man sich am liebsten in einen Schaukelstuhl setzen und die Blätter von den Bäumen fallen sehen möchte.

Album-Stream: Wilco – „Schmilco“

Self Defense Family – „Colicky“

„Songs, bei denen ich singe, sind entweder explizit genug, um keinen Raum für Interpretationen zu lassen, oder so verworren, dass es ganz klar nicht darum geht vom Hörer verstanden zu werden“ – dass Frontmann Patrick Kindlon auf den Veröffentlichungen seiner Self Defense Family nur die beiden Extreme zulässt, mag möglicherweise daran liegen, dass der Output des Kollektivs 2016 besonders hoch war – vor der Mini-LP „Colicky“ erschienen bereits zwei EPs – oder auch einfach an der Kompromisslosigkeit der Band, die keine halben Sachen durchziehen will. „Colicky“ bietet dazu ebenfalls das musikalische Äquivalent, denn die vier Songs zeigen sowohl Momente, die klar und transparent aufgebaut sind, wie der Opener „Staying Current“, der auf den Punkt kommt und schnell ins Ohr geht. Je weiter man allerdings hört, desto verworrener werden die Strukturen der Songs, Self Defense Family setzen vermehrt auf lange, fast schon meditative Wiederholungen und noisigen Sound. Der Höhepunkt dieses schleichenden Chaos ist der letzte Track „Brittany Murphy In 8 Mile“, der sich mit komplexen Schlagzeugbeats, Rückkopplungen und Kindlons Geschrei immer weiter in die Unordnung schraubt und nur noch mit einem Fade-Out beendet werden kann. Diese Inszenierung mag einfach sein, ist dafür aber umso wirkungsvoller und macht aus „Colicky“ ein weiteres kurzweiliges Eintauchen in den Kosmos der Self Defense Family.

Album-Stream: Self Defense Family – „Colicky“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Away“ von Okkervil River, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.