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Draußen! Die Alben der Woche

Draußen! Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von Billy Talent,
Departures,
Antillectual und
Omar Rodriguez-Lopez. Zur Platte der Woche küren wir "Hypercaffium Spazzinate" von den Descendents.

Billy Talent – „Afraid Of Heights“

Vor dem Gang ins Studio kam für Billy Talent die Hiobsbotschaft: Wegen seiner Multiplen Sklerose könne Schlagzeuger Aaron Solowoniuk nicht am neuen Album mitwirken. Nach langem Überlegen beschlossen die Kanadier, trotzdem weiterzumachen – erstmal mit Alexisonfires Jordan Hastings an den Drums, der auch auf „Afraid Of Heights zu hören ist. Heraus kam eine Platte, die zeigt, dass die Band sich durch solche Schicksalsschläge nicht unterkriegen lässt: Es sind kämpferische Songs geworden, die sich um das Überwinden von Ängsten und Veränderungen drehen – beste Beispiele sind da der Titeltrack und „Leave Them All Behind“. Dass die Band Veränderungen gegenüber eher skeptisch gegenübersteht, zeigt sich auch an der Musik selbst, die keine rapiden Umschwünge vom Alternative-Punk des Quartetts zeigt; allerdings zeigt „Horses & Chariots“ mit ungewohnten Klängen und einem Klavier, dass kleine Experimente drin sind. „Afraid Of Heights“ ist kein Nach-Vorne-Preschen, es ist eher ein Kampf gegen innere Dämonen.

Album-Stream: Billy Talent – „Afraid Of Heights“

Departures – „Death Touches Us, From The Moment We Begin To Love“

An den Departures scheiden sich die Geister: Manche sehen die Band aus Glasgow als Trittbrettfahrer, die einfach auf den Melodic-Hardcore-Hype von Defeater, Rise Against und Ähnlichen aufgesprungen ist; Andere können nicht verstehen, wie die Briten neben Bands wie More Than Life oder Landscapes untergehen konnten und nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sich eigentlich verdient hätten. Mit beiden Seiten rechnet Departures neues Werk mit dem pathetischen Titel „Death Touches Us, From The Moment We Begin To Love“ ab: Das Album erregt Aufmerksamkeit, weil das Quintett hier dem eigenen Sound ein ganzes Stück näher kommt. Das liegt nicht nur an der Erweiterung auf weitläufige Postrock-Elemente mit sphärischen Gitarren und Halftime-Drums, die neben den heftigen Posthardcore-Parts eine mitreißende Dynamik in den Songs erzeugen, sondern auch an den herzzerreißenden Vocals, die wütend und fragil zugleich klingen. Nachmacher kann man die Departures damit nun nicht mehr nennen, und übersehen dürfte man sie mit diesem Lehrgang über menschliche Schwäche nun ebenfalls nicht mehr.

Album-Stream: Departures – „Death Touches Us, From The Moment We Begin To Love“

Antillectual – „Engage!“

Man muss politischen Punk nicht neu erfinden, um zeitgemäß zu sein. Die aktuelle Lage in Europa und im Rest der Welt liefert Ansporn genug, mal wieder die Fäuste zu recken und die Leute mit eingängigen 90er-Punk-Riffs aus der Propagandhi-Schule zu mobilisieren. Das neueste Album der Niederländer Antillectual macht seinen Namen zum Programm: Statt all die ganzen Missstände einfach nur anzuprangern, ruft „Engage!“ dazu auf, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und zu handeln. In „Europe, This Is Your Final Countdown“ rufen sie zu „True Solidarity“ auf und stimmen damit direkt den Slogan für Hunderte von Kehlen auf der nächsten Demonstration an. Aufgefordert dazu sind alle, „We Need Them All“ fordern sie in „From Hipster Kids To Hardliners“ auf. Für ihre Statements holt sich das Trio zusätzlich noch prominente Unterstützung von Thomas Barnett (Strike Anywhere) und Nathan Gray (Boysetsfire). Vielleicht verändern Antillectual mit ihrer neuesten Platte nicht die Welt, aber sie liefern den passenden Soundtrack dazu.

Album-Stream: Antillectual – „Engage!“

Omar Rodriguez-Lopez – „Corazones“

Omar Rodriguez-Lopez ist alles andere als unproduktiv: „Corazones“ ist, je nach zählweise, sein circa 30. Soloalbum – und da sind At The Drive-In, The Mars Volta und diverse andere Projekte noch nicht mit eingerechnet. Dieses Jahr übertrifft sich der gebürtige Puerto Ricaner nun noch einmal selbst, indem er bis Ende des Jahres alle zwei Wochen ein neues Album veröffentlicht. Der Start wurde vor 14 Tagen mit „Sworn Virgins“ präsentiert, jetzt geht es mit „Corazones“ weiter. Wo das Debüt der insgesamt zwölf Alben umfassenden Serie noch einem elektronisch angehauchten Experimental-Rock folgte, zeigt sich Lopez auf dem zweiten Album von einer bisher unbekannten folkigen Seite. Das führt dazu, dass die elf Songs der neuen Platte, zu dem eingängigsten und zugänglichsten gehören, das der 40-Jährige bisher herausgebracht hat. Die Lieder werden meist von der akustischen Gitarre bestimmt und transportieren eine gewisse Western-Atmosphäre. Ein Stück wie „If I Told You The Truth I Would Be Made Of Lies“ erinnert fast schon an einen von Josh Homme inspirierten Song der Arctic Monkeys, und „Certainty“ hätte sich auch gut auf den vergangenen zwei Tarantino-Filmen gemacht. Was daran liegen könnte, dass das Album tatsächlich als Soundtrack für einen Film geplant war, der dann aber nie realisiert wurde. Dass zumindest die Musik dazu das Licht der Welt erblickt hat ist in Anbetracht der melodisch-melancholisch-schönen 34 Minuten höchst erfreulich.

Album-Stream: Omar Rodriguez-Lopez: „Corazones“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Hypercaffium Spazzinate“ von den Descendents, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.