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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von
Ty Segall,
Bruce Soord,
Go March und
Krank.
Zur Platte der Woche küren wir "MTV Unplugged" von Placebo.

Ty Segall – „Ty-Rex“

Ty Segall wirkt wie ein kleines Kind, das nicht ruhig sitzen bleiben kann. Offenbar braucht das Garagenrock-Wunderkind immer etwas zu tun und veröffentlicht im Halbjahres-Takt neue EPs und Alben. Im Psychedelic-Rock fühlt sich der Alleskönner wohl, deshalb ist es auch kaum verwunderlich, dass er T. Rex eine Cover-Platte widmet. Der Titel ist natürlich ein schönes Wortspiel – „Ty-Rex“. Hits wie „20th Century Boy“ verpasst Segall einen neuen Schliff mit LoFi-Sound, einer Prise Fuzz und seiner quengelnden Stimme. Obwohl die Tracks nicht sein Eigenwerk sind, merkt man es ihnen gar nicht auf Anhieb an. Aus „Elemental Child“ macht er einen fuzzigen The Stooges-Gedenk-Song. Ein weiteres Werk des unermüdlichen Singer/Songwriters, welches die Wartezeit bis zur nächsten Platte mit eigenen Songs, „Emotional Mugger“, auf hörenswerte Weise verkürzt.

Album-Stream: Ty Segall – „Ty-Rex“

Bruce Soord – „Bruce Soord“

Bruce Soord hat Weisheit gefunden. Abseits seiner Hauptband The Pineapple Thief erzählt er in den Songs seines ersten Soloalbums „Bruce Soord“ Geschichten vom Aufwachsen in der Kleinstadt, wo Erfahrungen trotz der vermeintlich profanen Umgebung nicht weniger einschneidend sind. Eher nachhaltiger, weil Hektik außen vor bleibt. Beziehungen kommen nicht Schlag auf Schlag, lange Spaziergänge sind zeitlich und räumlich möglich, Enge und Beklemmung finden wenn überhaupt nur im Kopf und Herzen statt. Mit der Rückschau auf seine prägenden Jahre hat Soord die passende Vertonung all dieser Wahrheiten vollbracht. Seine musikalischen Erinnerungen haben zwei Seiten; das objektiv Sichtbare und perfekt Ausgeschmückte, und – erst auf den zweiten Blick erkennbar – das Verborgene mit all seinen negativen Gefühlen, Verdrängungen und Ängsten. Bestes Beispiel ist „Willow Tree“: Erst steht da das nostalgische Bild der Weide, nach und nach spinnen sich die Zeilen weiter zur Dramatik unter der Rinde. „Look at me now/ As we fathom out how we survived/ …it’s a long way to come to the ground.“

Album-Stream: Bruce Soord – „Bruce Soord“

Go March – „Go March“

Ein Schelm, wer beim Debüt von Go March an das immer noch aktuelle Mogwai-Album „Rave Tapes“ denkt. Wo dort das Synthetische zuletzt über der klassischen Postrock-Instrumentierung stand oder sie zumindest sanft Richtung Daten-Autobahn auf die Reise schickte, bevorzugt das belgische Quartett von Beginn an die digitale Anzeige. So wechseln sich krautige Sounds („Like A Record“) gerne mit gemäßigter Distortion ab („Chase“), und die Spur der Wahl bleibt die mittlere, wo man an stotternden Rostlauben vorbeiziehen und trotzdem enspannt den Ellbogen aus dem Fenster lehnen kann. Der Motor taktet sich wie in „Rise“ gerne krumm ein, der Tempomat ist eingestellt und die letzte Passage zur weitflächigen „White Lodge“ führt vorbei am „Slow Horse“ (auf dem späte 65daysofstatic reiten) schließlich zur Erkenntnis, dass auf „Go March“ die Fortbewegung an sich zählt und nicht das durchgedrückte Gaspedal.

Album-Stream: Go March – „Go March“

Krank – „Ins Verderben“

„Grüß die Welt der Geisteseinfalt“ – so eröffnen Krank in „Halbmast“ ihr Debütalbum „Ins Verderben“, welches auf den ersten Blick auch genau nach dieser aussieht. Zwölf Songs, davon nur drei länger als zwei Minuten, mit Namen wie „Karlsquell Samurai“ oder „Frühstücksbrot“. Scheint erst mal nach Lo-Fi-Schrammel-Rotzpunk der Marke Kotzreiz, doch der Schein trügt: Hinter jedem Track, den Samurai ausgenommen, erheben die Hamburger den musikalischen Finger zum Gesellschaftstadel. Dabei sind sowohl Musik als auch Text in ihrer unaufgesetzten Einfachheit treffend. Es braucht nicht mehr als „Leere Versprechen, leere Flaschen, die Theke, du und ich“ wie in „Der Abgrund“, um dem Hörer eine treffende Situationsbeschreibung zu geben. Es ist der längste und außergewöhnlichste Track der Platte; im Mid-Tempo angesiedelt, mit ausgefeilter Songstruktur, komplexen Harmonien und Noise-Punk-Anlehnungen, schielt er schon fast in Richtung Die Nerven. Ansonsten klingt die Platte aus dem Schrottmusikkabuff Studio vor allem durch Sänger Jan ein wenig nach Adam Angst oder Frau Potz. Fair ist auch der Preis: Umsonst. Denn wie es so schön in „Kauf dich glücklich“ heißt: „Besitz macht nicht frei“.

Album-Stream: Krank – „Ins Verderben“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „MTV Unplugged“ von Placebo, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.