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VISIONS Premiere: Smile And Burn zeigen Video zu "Nightcaps" von Japan-Tour

VISIONS Premiere: Smile And Burn zeigen Video zu „Nightcaps“ von Japan-Tour
Von ihrer kürzlich beendeten Japan-Tour brachte die Berliner Punkband Smile And Burn nicht nur Bilder und einen Tourbericht mit, sondern auch das offizielle Video zu "Nightcaps" voll mit Impressionen aus dem Land der aufgehenden Sonne – bei uns seht ihr es exklusiv.

Japan – eine fremde Welt auf der anderen Seite der Erde. Nahezu jeder Aspekt der japanischen Kultur wirkt auf Europäer überwältigend: Das auf den ersten Blick widersprüchliche Nebeneinander von Tradition und Moderne; Tempel und Wolkenkratzer, Gebetsmühlen und Neonreklamen, manchmal nur von einer Straße getrennt; eine rätselhafte Etikette und eine Gesellschaft, in der man zwei Leben verbringen könnte und trotzdem auf ewig Gaijin bliebe. Für die Punkrocker von Smile And Burn muss also das Angebot einer Tour über den Inselstaat überaus verlockend gewesen sein. Es auszuschlagen war daher offenbar keine Option.

„Ich habe bereits beim allerersten Konzert in Tokio kein Wort rausgekriegt“, schreibt Gitarrist Sören Frey im Tourbericht. „Doch als wir beim dritten Konzert die Bühne des Shibuya Crash Festivals betraten – der Raum bis zum Anschlag gefüllt mit Menschen – und ich kurzerhand den Gitarrenständer zur Seite wegtrat, der mit einem liebevollen Lächeln vom Guitartech gefangen und sauber weggelegt wurde… in diesem Moment überkam es mich: Du stehst hier vor 400 tanzwütigen Japanern, man sammelt dich morgens von deiner Futonmatratze auf, geht mit dir Onigiri kaufen, kutschiert dich einmal quer durch die Stadt und stellt dich auf die Bühne. Das alles ist so absurd, dass es nur ein paar Jahre vorher in die Schublade ‚jugendlicher Träumereien unter Alkoholeinfluss‘ geworfen wurde.“

Eine Konzertreise, die viele unvergesseliche Momente bereitet habe, so Frey. Höhepunkt davon war die Karaoke-Session, bei der sich die Band ausgerechnet Aerosmith‚ „I Don’t Wanna Miss A Thing“ vornahm. Dies und noch viel mehr sieht man nun im Video zu „Nightcaps“. Der Clip besteht aus zusammengeschnittenen Impressionen, unterlegt vom flotten Punkrock der Berliner. Das dauernde Lächeln und die aufgenommenen Dialogfetzen zeigen, dass eine Band hier ihren Traum lebt. Unten findet ihr den gesamten Tourbericht.

„Nightcaps“ stammt vom aktuellen Album „ACTION ACTION“, welches Smile and Burn vergangenes Jahr im Oktober vorlgelegt hatten. Zudem stehen nun einige Tourtermine hierzulande fest. Zunächst steht das alljährliche Jahresabschlusskonzert im Berliner Bi Nuu an – Tickets dafür gibt es bei Eventim -, im Januar folgen dann fünf von uns präsentierte Konzerte mit den Donots. Karten dafür sind ebenfalls bei Eventim erhältlich.

Video: Smile And Burn – „Nightcaps“

Live: Smile And Burn

05.12. Berlin – Bi Nuu

VISIONS empfiehlt:
Donots + Smile And Burn

26.01. Koblenz – Circus Maximus
27.01. Stuttgart – LKA Longhorn
28.01. Frankfurt – Batschkapp
29.01. Bielefeld – Ringlokschuppen
30.01. Hamburg – Grünspan

Tourbericht & Fotos: Smile And Burn unterwegs in Tokio

Als wir uns zum allerersten Mal vor sechs Jahren mit einem Label an einem Tisch befanden, regierte die Naivität und die unbändige Vorfreude. Ein unverschämter Wunsch jagte den nächsten und zum geflügelten Wort der ersten Stunde wurde: „Asientour“.

„Once-in-a-lifetime-experience“, so würde Chris das nennen. Und so muss man diese Tour auch behandeln. Egal, wie hoch die Verschuldung am Ende, wie schwer der Jetlag wiegt oder wie viele Jobs für zusätzliche Urlaubstage das Zeitliche segnen müssen: Du kriegst es einmal geboten und wenn du nicht zupackst, dann war es das und du kannst dich dein Leben lang daran erinnern, wie du damals nicht mit deiner Band nach Japan gefahren bist und dir die Nacht mit 24-Stunden-Filmgucken aus dem Qatar-Airways-Entertainment-Programm um die Ohren geschlagen hast.

Ich habe bereits beim allerersten Konzert in Tokio kein Wort rausgekriegt. Außer ein paar prolligen Mitklatsch-Parolen wollte nichts über meine Lippen. Die allgemeine Überwältigung wog zu schwer, trotz meines Rufes, ein notorisches Großmaul zu sein. Doch als wir beim dritten Konzert die Bühne des Shibuya Crash Festivals betraten – der Raum bis zum Anschlag gefüllt mit Menschen – und ich kurzerhand den Gitarrenständer zur Seite wegtrat, der mit einem liebevollen Lächeln vom Guitar-Tech gefangen und sauber weggelegt wurde, ja in diesem Moment überkam es mich: Du stehst hier vor 400 tanzwütigen Japanern, man sammelt dich morgens von deiner Futonmatratze auf, geht mit dir Onigiri kaufen, kutschiert dich einmal durch die Stadt und stellt dich auf die Bühne. Das alles ist so absurd, dass es nur ein paar Jahre vorher in die Schublade „jugendliche Träumereien unter Alkoholeinfluss“ geworfen wurde.

Das selbst Punkfans aus Deutschland von der Allgemeinheit als zu „judgmental“ eingestuft werden, ist ja landläufig bekannt, und so fühlt sich die Lobhudelei in Tokio wie ein sanftes, warmes Zuhause an. Die Würdigung handgemachten Punkrocks ist unendlich groß. Für einen Berliner in jedem Fall überwältigend, dass nicht ständig in der ersten Reihe Niemand, in der zweiten Reihe die Kritiker mit Bleistift und in der dritten Reihe allgemeines Naserümpfen desinteressiert im Raum stehen. Ich kann mir nicht wirklich erklären, woher der ungestillte Hunger der Leute nach solch einer Musik kommt, aber sie saugen es auf, jede Band, egal ob sie aus England oder dem Nachbarbezirk kommt, und egal, ob sie Gorilla Biscuits heißt oder nicht. Von selbstbedruckten T-Shirts zu Burritos oder vorbereiteten Autogrammheftchen, immer gibt es Geschenke, nette Worte, Gruppenfotos vor der Show: Ein Gefühl wie in den Neunzigern.

Mit einer Band unterwegs zu sein hat einen unschlagbaren Vorteil, der umso schwerwiegender wird, je weiter man wegfährt: Du bist gleichzeitig Tourist als auch Local. Als Hybridwesen kann man sich tagsüber dem Bestaunen hingeben, durch Tempel schlendern, Leuchtreklame begaffen und jugendlich kichern, während man vom Bahnpersonal in die U-Bahn gepresst wird. In schwachen Momenten kann man selbst unbefangen den Selfiestick auf Herz und Nieren prüfen oder Kimonos shoppen. Doch sobald das Einladen im Club beginnt, lebt man den Traum eines jeden Lonely-Planet-Hooligans: Geheime Orte an die man sonst nie gekommen wäre, touristisch unbelastete Pfade der Tokioter Konzertkultur und – das wirklich allerbeste – das ungezwungene Kennenlernen der Szene. Alles wird einem so in den Schoß gelegt, man bekommt die Möglichkeit, tatsächlich so etwas wie Freundschaften zu knüpfen, etwas über das Leben der Leute zu erfahren, Anekdoten über die Halbtagsschichten im Starbucks oder an der Uni. Man kann all seine Vorurteile unter die Lupe nehmen lassen, erfährt wie oft sie tatsächlich in öffentliche Bäder gehen, ob das Leben mit Freizeit und Parties wirklich nach dem Studium komplett endet, ob sie jedes ihrer Schriftzeichen tatsächlich selbst verstehen, welches davon das Zeichen für „Selbstmord durch Überarbeitung ist“, und warum um alles in der Welt sie Automaten mit benutzten Schlüpfern in ihren Einkaufszentren stehen haben.

– Sören Frey // SMILE AND BURN

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Fotos: Max Threllfall