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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von
Agent Fresco,
Herrenmagazin,
Titus Andronicus und
Chelsea Wolfe.
Zur Platte der Woche küren wir "Positive Songs For Negative People" von Frank Turner.

Agent Fresco – „Destrier“


Die Zeit zwischen zwei Alben und die Erwartungshaltungen verhalten sich zueinander wie eine proportionale Zuordnung: Je mehr Jahre zwischen zwei Platten ins Land ziehen, desto höher werden die Erwartungen. Die Isländer Agent Fresco kümmert das wenig, lassen sie doch zwischen ihrem Debüt und dessen Nachfolger „Destrier“
satte fünf Jahre verstreichen. Gründe gab es dafür mehrere. Allen voran jedoch die Emotionen, die Sänger Arnór Dan übermannten, ihn seine Stimme kurzzeitig verlieren ließen und sogar Schlafstörungen zur Folge hatten. Ausgelöst wurden diese Gefühle bereits 2012, als Dan Opfer eines Überfalls wurde, der neben der riesigen Wut eine gebrochene Augenhöhle und eine Gehirnerschütterung zurückließ. In Tracks wie „Angst“ schreit Dan einem diese Wut nach 45 Sekunden komplexesten Rhythmen und säuselnder Kopfstimme, die in ungeahnte Höhen vordringt, sowas von gallig ins Gesicht. Nur einen Song später ist davon mit balladesken Klavierklängen und ganz unterschwelligem Elektro-Beat, der eher nach einem Herzklopfen klingt, bei „Death Rattle“ nichts mehr zu hören. Und genau das zeichnet Agent Fresco aus: die unglaubliche Wandelbarkeit. Emotionale Melodien wie bei „Bemoan“ oder eingängie Rocknummern wie die Vorabsingle „See Hell“ stehen den Isländern genauso gut zu Gesicht, wie absolute Rhythmusfrickelei bei „Pyre“ oder „Dark Water“, was den geübtesten Tanzschuh verunsichert und keinen Takt gerade sein lässt. Dass Agent Fresco sich für „Destrier“ an den Rand der psychischen Belastbarkeit gebracht haben, hat sich gelohnt.

Album-Stream: Agent Fresco – „Destrier“

Herrenmagazin – „Sippenhaft“

Direkt der Opener „Ehrenwort“ setzt den Maßstab für das vierte Studioalbum des Hamburger Quartetts: Statt Gitarre und Schlagzeug läuten Klavierakkorde und zurückhaltende Beckenschläge „Sippenhaft“ ein. Gute zwei Jahre nach „Das Ergebnis wäre Stille“ nehmen Herrenmagazin den Titel ihres letzten Albums fast wörtlich und lassen es ruhiger angehen. Mit dem anfänlichen Indiepunk hat „Sippenhaft“, das sich thematisch mit Erwartungshaltungen des sozialen Umfelds und dem daraus resultierenden Druck beschäftigt, wenig zu tun – aber das muss ja nicht zwingend schlecht sein. Nach wie vor beweisen die Hamburger ein gutes Händchen für Melodien. Und es gibt auf „Sippenhaft“ auch nicht ausschließlich melancholische Indie-Balladen, auch wenn fast keiner der 12 Songs ohne Klavier auskommt. Bei „Alles so bekannt“ zeigt die Band, dass sie auch noch schwungvolles Schlagzeug und verzerrte Gitarre in petto haben.

Album-Stream: Herrenmagazin – „Sippenhaft“

Titus Andronicus – „The Most Lamentable Tragedy“

Das Quintett um Patrick Stickles nennt sich nicht nur nach einem Blutbad von William Shakespeare. Es macht auch sonst keinen Hehl aus seiner soliden Verankerung im Bildungsbürgertum. „The Most Lamentable Tragedy“ ist, nach dem Bürgerkriegsepos „The Monitor“ von 2010, schon das zweite Konzeptalbum der Punkrocker. Wobei „Konzeptalbum“ und „Punkrock“ längst kein Widerspruch mehr ist. Siehe Green Day, siehe Fucked Up. Die Texte des 29-Song-Ungetüms sind wie schon beim Vorgänger belesen und vollgestopft mit Anspielungen auf Shakespeare, ältere Songs der Band und obskure Punk-Bands. Erwarten kann man auf der neuesten Platte von Titus Andronicus lautstarke und bissige Songs, die nur so vor 70er-inspiriertem Indie-Punk sprühen und dabei von Strickles garstigem Gesang übertönt werden. Daneben gibt es auch A-cappella-Sequenzen und zehnminütige Tracks, die durch ihre einprägsamen Melodien leicht ins Ohr gehen. Mitgerissen werden Hörer jedoch besonders von durch Hardcore beeinflusste Tracks wie „Lookalike“, rotzige Refrains wie in „Fatal Flaw“ und das Fingertapping-Solo in „I’m Going Insane“. Thematisch dreht sich alles um einen verzweifelten Charakter der seinen Doppelgänger begegnet und daraufhin eine emotionale Achterbahnfahrt durch die eigene Identität und Biografie hinlegt – das alles untermalt von opulenten Streichern, die sich mit energischen Gitarrenriffs abwechseln.

Album-Stream: Titus Andronicus – „The Most Lamentable Tragedy“

Chelsea Wolfe – „Abyss“

Dem irritierenden Zustand zwischen Schlaf und Wachen, wenn man ganz nah am Abgrund steht und die Dämonen der eigenen Psyche ihre kalten Finger nach einem ausstrecken, diesem Trance-Zustand hat „Chelsea Wolfe“ ihr fünftes Album gewidmet. Zu sehen ist das auf dem düsteren Cover von „Abyss“, das die Sängerin zeigt, wie sie in den Abgrund taumelt und schon beim Opener „Carrion Flowers“ mit seinen geisterhaften Chorstimmen und den verzerrten Bassgitarrentönen kriecht einem die bedrohliche Grundstimmung in die Glieder. Mit „Abyss“ präsentiert Chelsea Wolfe ein intensives, atmosphärisch immens dichtes Album voller surrealer Sphärik, Düsternis, emotionalen Weggabelungen und Schwere. Darüber thront Wolfes Stimme, die theatralische Höhen wie auch ominöse Tiefen beherrscht und neben Gekreische meist balladesk in Erscheinung tritt. Trotz vieler einwirkender Sounds und dem Geräusche-Terror bleibt die Platte in klaren Songstrukturen verhaftet und gibt auch klassischen Balladen wie „Grey Days“, „Crazy Love“ oder „Simply Death“ genügend Raum zum Atmen.

Album-Stream: Chelsea Wolfe – „Abyss“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „Positive Songs For Negative People“ von Frank Turner, und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.