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Frei.Wild - Ärger um Plakate

Frei.Wild – Ärger um Plakate
Eine Düsseldorfer Plakatierungsfirma, deren Gesellschafter gleichzeitig Manager der Toten Hosen ist, bewirbt derzeit in mehreren deutschen Städten mit meterhohen Bannern an Hausfassaden eine neue Veröffentlichung von Frei.Wild – jener Südtiroler Band, die zuletzt wiederholt wegen ihrer Texte in der Kritik stand, weil diese nach Meinung von Kritikern anschlussfähig für rechtsextremes Gedankengut sind. Die verantwortliche Agentur hat sich nun gegenüber VISIONS zu der Plakatkampagne geäußert.

2013 gab es bereits mehrfach Diskussionen rund um Frei.Wild: Im Februar drohten mehrere Sponsoren und Bands des With-Full-Force-Festivals mit einem Rückzug, sollte die Band aus Südtirol ebenfalls dort auftreten. Wir von VISIONS zogen damals unsere Präsentation des Festivals zurück und positionierten uns mit einem Statement eindeutig gegenüber der Band – weil wir die nationalistischen Tendenzen von Frei.Wild nicht aktiv unterstützen wollten. Im März protestierten dann Bands wie Kraftklub und Mia. dagegen, dass sie gemeinsam in einer Kategorie mit den Südtirolern beim Musikpreis ECHO nominiert waren; auch Die Toten Hosen äußerten sich kritisch.

Der Manager von Letzteren, Jochen Hülder, ist gleichzeitig auch einer der Gesellschafter der Rheinkultur Medien und Verlags GmbH – der Firma, die für die aktuelle Frei.Wild-Plakat-Kampagne verantwortlich ist, die in Bochum bereits für kritische Reaktionen aus der Politik gesorgt hat. Auf eine VISIONS-Anfrage vom Donnerstag vergangener Woche, wie beides zusammenpasse, antwortete am heutigen Montag nicht Hülder, sondern der Rheinkultur-Mitarbeiter Klaus Peter Weber, weil Hülder „nicht ins operative Geschäft eingebunden“ sei.

Weber erklärte, es habe innerhalb der Rheinkultur wegen der Kontroversen um Frei.Wild durchaus Diskussionen gegeben, ob man den Auftrag annehme. Der Band seien jedoch keine strafrechtlich relevanten Aussagen nachzuweisen und sie distanziere sich zumindest vorgeblich vom rechten Milieu. Auch Partner wie die Plattenfirma SPV böten keine Angriffsfläche, um sich von Frei.Wild zu distanzieren. „Leider gehört die von der Band und ihrem Umfeld ständig bemühte ‚Verfolgte Unschuld‘-Masche zu einem ihrer wichtigsten Marketing- und Promotion-Instrumente“, sagte Weber. Man habe sich deshalb entschieden, den Auftrag auszuführen, um der Band keine Möglichkeit zu geben, sich erneut als zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt zu profilieren.

Außerdem hätte die Plattenfirma bei einer Absage der Rheinkultur den anstehenden Release mit Hilfe anderer Plakatierungsfirmen „so oder so groß beworben“, die Band hätte über eine mögliche Kontroverse laut Weber dann aber zusätzlich noch kostenlose PR bekommen. „Deswegen war unsere Entscheidung: Lasst uns deren Geld beziehungsweise den daraus resultierenden Ertrag nehmen und einer oder mehreren Antifa- oder Flüchtlings-Initiativen spenden“, sagte Weber. „Das schien uns die vernünftigste Art, den Wind aus den Segeln dieses unseligen Themas zu nehmen und mit dem Geld dieser Leute diejenigen zu stärken, die unzweifelhaft auf der richtigen Seite stehen.“

Weber kündigte an, die Namen der Initiativen und die Höhe der Spenden öffentlich zu machen, sobald die Verteilung der Gelder abgeschlossen sei.

Die Plakate sollen noch bis Ende November für Frei.Wild werben. Einen besonders schalen Beigeschmack bekommt das im Falle eines Dortmunder Plakats wegen dessen Standort: Das Banner hängt an einem Haus in der Rheinischen Straße, in einem stark von Migranten bewohnten Viertel, außerdem auf dem Weg in Richtung des Stadtteils Dorstfeld, der lange als Nazi-Hochburg galt – und nur wenige Hundert Meter von einem Haus entfernt, das stadtbekannte Rechtsextremisten als „Stützpunkt“ für Aktionen nutzten, bis bei einer Polizei-Razzia dort Waffen gefunden wurden.

Zu der Frage, ob jenes Plakat absichtlich so positioniert wurde, äußerte sich die Rheinkultur Medien und Verlags GmbH nicht.