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Rockoholic - Interview mit C.J. Skuse

Rockoholic – Interview mit C.J. Skuse
Fans sind wir alle. Die Protagonistin in C.J. Skuses "Rockoholic" sogar so sehr, dass sie den Frontmann ihrer Lieblingsband klaut. Im Interview mit VISIONS spricht die Autorin über Stereotypen, emotionale Abhängigkeit und My Chemical Romance.

Jackson singt mit seiner Band The Regulators am liebsten über rebellische Sachen und ist ansonsten der Prototyp des verhätschelten, drogenabhängigen, zu schnell berühmt gewordenenen Musikers. Diese ganzen negativen Seiten ihres Idols lernt Jody aber erst kennen, als sie während eines Konzerts der Regulators umkippt, Jackson anschließend backstage trifft und ihn dann versehentlich entführt. Fortan lebt der Rockstar in der Garage von Jodys Eltern und will – nach dem ersten ekligen Entzug – auch gar nicht mehr weg, denn vom Rockstarleben hat er längst genug. Die Engländerin C.J. Skuse erzählt ihre skurrile Geschichte nicht nur fast klischeefrei, sondern vor allem mit ordentlich Sachkenntnis – schließlich ist sie selbst begeisterte Musikhörerin. Ihre Lieblingsband: My Chemical Romance.

My Chemical Romance, eine deiner Lieblingsbands, haben sich aufgelöst. Wie geht es dir damit?
Ich war am Boden zerstört, aber ich denke, es war absehbar. Sie hatten Schwierigkeiten, als sie ihr letztes Album aufgenommen haben. Als ich sie das letzte Mal live gesehen habe, wirkten sie ausgebrannt, nicht so energetisch wie zuvor. Der Schmerz und das Feuer von früher fehlen, sie sind zu glücklich, um weiterzumachen. Wenn man nicht mehr mit ganzem Herzen dabei ist, sollte man andere Dinge probieren. Für mich ist es deswegen vollkommen in Ordnung, dass die Band sich aufgelöst hat.

„Rockoholic“ erzählt die Geschichte von Jody, eine Teenagerin, die unsterblich in den unerreichbaren, drogenabhängigen Rockstar Jackson verliebt ist. Warum wolltest du ausgerechnet diese Geschichte erzählen?
Ich wollte einem Fangirl wie mir selbst exakt das geben, was es will: seinen Held auf einem Silbertablett. Und ich wollte sehen, was passiert, wenn sich dieser als komplettes Monster entpuppt, was sie dadurch über sich selbst lernt. Wenn die Idee einer Person, auf die sie alle ihre Fantasien projiziert, auf einmal zu einer realen Person wird. In Jody steckt eine ganze Menge von mir. Sie ist ziemlich nervig, wie ich auch. Sie denkt und reagiert exakt wie ich es auch würde und rechtfertig auf teils bizarre Weise ihr Handeln. Obwohl einen Rockstar zu entführen wohl der logische Schritt war, immerhin hat sie für das Ticket bezahlt und Jackson war zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage, groß zu widersprechen. Ich kann mir vorstellen, dass mir das Gleiche durch den Kopf gehen würde – zumindest nach einer Gehirnerschütterung.

Zu einem gewissen Anteil benutzt „Rockoholic“ Stereotypen, wie den drogenabhängigen Rockstar, den zwielichtigen Manager oder das Mädchen, das nicht realisiert, dass es längst geliebt wird. Sind Stereotypen hilfreich, wenn man für Jugendliche schreibt?
Ich habe nicht bewusst auf Stereotypen gesetzt, nur damit die Leser die Charaktere und ihre Entscheidungen besser verstehen können. Manchmal kann es allerdings hilfreich sein, wenn die Leser schon eine vorgefertigte Idee in ihren Köpfen haben, auf der sie dann den Rest der Geschichte aufbauen können. Ich denke allerdings, dass Jackson vielschichtiger ist als der typische verdrogte Rockstar, der Fernseher aus Hotelzimmerfenstern schmeißt. Andererseits ist sein Manager Frank genau der eindimensionale Charakter, der er sein soll. Er ist gierig und unaufhaltbar, mehr muss man über ihn nicht wissen.

Auf der anderen Seite beschreibst du zum Beispiel das Konzert sehr genau und wenig stereotyp. Ist das etwas, was dir an aktueller Jugendliteratur fehlt? Jemand der tatsächlich weiß, wovon er schreibt?
Manchmal ja. Ich würde niemals mit dem Finger auf einen bestimmten Autor zeigen, aber bei manchen habe ich nicht das Gefühl, dass sie ihr Protagonist sind. Als Schriftstellerin muss ich genauso viel fühlen wie meine Charaktere, sonst langweile ich mich schnell. Suzanne Collins hat ja auch nicht wirklich an den Spielen aus „Die Tribute von Panem“ teilgenommen, trotzdem hat es sich so gelesen. Ich denke auch, dass eine Menge Jungendbuchautoren keine Jugendliteratur lesen. Meiner Meinung nach kann man zu seinen Lesern keine Bindung aufbauen, wenn man nicht weiß, was sie mögen, oder eben auch nicht. Die Konzertbeschreibungen in „Rockoholic“ sind deshalb so lebhaft, weil ich während des Schreibens viele Konzerte besucht habe. Ich habe genau aufgeschrieben, was ich gefühlt und gehört habe. Jeder kann das fühlen, die Gerüche riechen, die Drums in seinen Rippen fühlen.

Jodys Liebe zu Jackson ist sehr aufopfernd. Denkst du, dass Mädchen anfälliger sind für diese Art von emotionaler Abhängigkeit?
Ich kann nur von mir sprechen, aber ich würde sagen, ja, das ist ein Mädchen-Ding. Ich bin definitiv anfällig für so etwas. Ich weiß das, weil es mir immer mal wieder so ging. Wenn man sich nach einem netten Typen umschaut, aber von von Fröschen umgeben ist, sehnt man sich halt nach einem Prinzen – selbst wenn er nur fiktional ist. Aber man sollte nicht alle seine Hoffnungen in fiktionale Helden stecken, egal ob Pop-, Rockstars oder Schauspieler. Sie bekommen gesagt, dass sie keine Freundinnen haben dürfen, sie bekommen gesagt, was sie in Interviews von sich geben dürfen und was nicht. Sie müssen Meet-and-Greets mit den Fans machen. Sie machen es nicht, weil sie wollen. In neun von zehn Fällen sind sie ein Marketing-Werkzeug, sie sollen Geld verdienen. Bands lösen sich immer irgendwann auf. Die Fans sind danach allein gelassen. „Please don’t put your life in the hands of a rock’n’roll band who’ll throw it all away“, haben Oasis mal gesungen. Ich sorge mich um Mädchen, die sich selbst verletzen, weil ihre Lieblingsband sich aufgelöst hat, ihr Lieblingsmitglied die Band verlässt oder sie denken, dass sie so Aufmerksamkeit bekommen. Das wird einfach nicht funktionieren. Bands sind Geldmaschinen, das ist die tragische Wahrheit.

Welche Musik hast du gehört, als du „Rockoholic“ geschrieben hast?
Um es kurz zu machen: Manic Street Preachers, The Prodigy, The Killers, Paramore, Kings Of Leon, Green Day, Foo Fighters, Antony And The Johnsons, Thirty Seconds To Mars, Oasis, Nirvana, Pearl Jam, Avril Lavigne, Metallica, Queen, Van Morrison und My Chemical Romance. All ihre Songs haben mir auf irgendeine Art und Weise dabei geholfen, das Buch zu schreiben.

Wir verlosen drei Exemplare von „Rockoholic“.

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